Der Klapphelm ist wie kein anderes Ausrüstungsstück das Synonym für BMW
Fahrer geworden. Nirgendwo sonst tritt dies so zu Tage wie beim
internationalen BMW
Treffen in Garmisch.
34.000 Besucher, die meisten bereits zum achten Mal dabei.
Keine Frage, die BMW Motorrad Days haben sich als Motorradtreffen ersten
Ranges etabliert. Ein Treffen, so wie viele andere auch, aber doch
grundlegend anders. BMW Fahrer sind etwas Besonderes, die Philosophie
unterscheidet sich schon seit Jahren grundlegend von der anderer
Motorradmarken. Das mag einerseits am Alter der Marke liegen,
andererseits an den Fahrern selbst. BMW Treiber waren auch in den wilden
Siebzigern eher gesetzte Typen, und sie sind es heute, in Zeiten der
reifen Motorradfahrer, mehr denn je. So ist es kein Wunder, wenn am weiss-blauen Wochenende in der bayrischen Schi-Metropole Garmisch eine
fröhliche, aber auch gesetztere Stimmung herrschte.
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Natürlich ist es im Bierzelt laut, der Gerstensaft fliesst in Strömen,
doch der Lärm kommt mehr von der Band als von den Zusehern. Auf den
Tischen standen die Leute nur, als BMW Ikone Helmut Dähne beim ersten
Treffen mit einer Boxer Cup Replika einen spontanen Burn Out auf der
Bühne durchzog, bis das Holz des Bodens mehr qualmte als der Reifen. Der
in feinen Zwirn und Krawatte gewandete versammelte BMW- Vorstand konnte
der Vorstellung vorerst so gar keine Begeisterung zollen. Doch man hat
dazugelernt, mittlerweile mischt man sich in flotter Jacke und mit
offenem Hemd unter die Menge. Trotzdem, Ordnung muss sein und so ist man
auf ein fast kindergerechtes Umfeld stolz. Da gibt es keine Wet T-Shirt
Wettbewerbe wie bei den Treffen der amerikanischen Konkurrenz, schon gar
keine Strip-Show und erst recht nicht den berühmten Roller-Weitwurf oder
gar Schlamm-Catchen für Damen. Anstatt Piercing und Tatoos werden an den
Ständen Brillen vom Optiker und ein gepflegter Haarschnitt angeboten.
Der Zuspruch ist enorm, denn trotz des praktischen Klapphelms bricht
auch einmal der eine oder andere Bügel der mittlerweile unentbehrlichen
Sehhilfe. Auch der Holzschnitzer ist umlagert, er setzt sein Messer
natürlich an einem BMW Modell an.
Wer um Mitternacht über den weiten Platz geht und sich umsieht, der
wird keine grölenden Teilnehmer, sondern zufriedenen Gesichter sehen,
die rund um das gepflegte Lagerfeuer ergriffen den Klängen eines Barden
lauschen. Die Polizei hat kaum Grund zum Eingreifen, Besucher eines
Fussballspieles sollten sich ein Beispiel nehmen.
Auch die Motorräder der Teilnehmer spiegeln den Geist der Veranstaltung
wider. Radikalumbauten sind eher selten, sie werden auch kaum angesehen,
eine K 100 im Rat-Bike Look erregte eher Abscheu denn Bewunderung. Hier
dominieren praktische Details wie etwa ein elektrisch in der Höhe
verstellbarer Lenker oder eine Sitzbankstütze für die weibliche
Begleitung, die ebenfalls in BMW eigenes Gore Tex gewandet im
Zubehörzelt nach den neusten Sonnenbrillen mit dem Propeller-Logo
fahndet. Auch die Zeiten der Selbstschrauber sind vorbei, man kauft das
Motorrad und nimmt den auch in Garmisch angebotenen BMW Service in
Anspruch, wenn denn wirklich mal etwas sein sollte.
Daneben wurde auch heuer wieder ein wahnsinns Rahmenprogramm
geboten. Gleich vierzig G 450 x standen zu Testfahrten auf einem
eigens aufgebauten Gelände bereit, die Wartelisten waren wie immer lang.
Zudem lieferten sich Enduro Cracks packende Show Rennen und Freestyle
Weltmeister Chris Pfeifer zeigte unmögliche Tricks.
Die Teilnehmer waren wie immer bunt gemischt, sie kamen aus aller
Herren Ländern, vor allem unter unseren östlichen Nachbarn ist das
Treffen mehr als nur beliebt. Polen, Ungarn und vor allem Russen geben
sich ein Stelldichein, sie strafen ihrem oft nicht guten Ruf mit
friedlichen Genuss des reichlichen Angebots an Speis, Trank und optischen
Reizen lügen.
Immer weniger werden die BMW Fahrer, die mit ihren Zweiventil Boxern
rund um die Welt fuhren und es vermutlich auch heute noch tun. Doch es
gibt sie noch, die Windgesichter mit den alten BMWs aus den Sechzigern
und Siebzigern, nur hier sind sie eher dünn gesät, genauso wie die
Wüstenfüchse mit den GS mit den zerschrammten Alu-Packtaschen und den
sandgestrahlten Motorrädern. Um die sollte man sich bei BMW mehr
kümmern. Sie treffen sich offensichtlich woanders- eigentlich schade,
denn sie haben den Mythos der Bayern mehr als nur mitbegründet...... |
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