Weltreisestory 16.Teil

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Neues von Felix Bergmeister. Über seine Erlebnisse in Afrika und der Aufbruch in Richtung nach Hause.

Weltreisestory Teil. 16

Ein Sommer jenseits von Afrika

Von den vielen ansprechenden Plätzen dieser Welt, welche man im Laufe einer Reise um den Globus zu sehen bekommt, gibt es einige die einem gut gefallen oder faszinieren und wieder andere die einen nie mehr loslassen.
So geht es wohl den meisten von uns, die sich auf Reisen fern der Heimat begeben und dieser Umstand ist in keiner Weise verwunderlich. Das menschliche Gemüt kann auf seine Art und Weise recht sentimental sein und obwohl es oft einen gegensätzlichen Eindruck zu erwecken vermag, auch erstaunlich einfach gestrickt. An Orten, an denen es einem gefällt, erfreut man sich des Lebens ganz allgemein und widmet dem Moment, sowie den kleinen Geschenken des Alltags etwas mehr Beachtung.
Als Weltreisender mit dem Motorrad kommt man darüber hinaus in den Genuss solche Plätze aus eigener Kraft zu erfahren und für sich selbst neu zu entdecken.
Dabei entwickelt man mitunter ein besonderes Verhältnis zu ihnen. So wie ich zu Süd Afrika...

Die jüngste Demokratie der Welt existiert in ihrer heutigen Form seit 1994. Damals beendete die Wahl Nelson Mandelas zum Präsidenten, die seit der frühen 70er Jahre andauernde Politik der Apartheid Ära und das neue, demokratische Süd Afrika feierte seine Gründung.
Ursprünglich war das heutige Süd Afrika von den San ( Buschmännern) und Khoi-Khoi (Hottentotten) besiedelt. Im elften Jahrhundert begann vom Nordosten her der Zuzug der Bantu Stämme, die sich vom äquatorialen Raum kommend, langsam entlang der Ostküste anzusiedeln begannen. Mitte des 15 Jahrhunderts hatten sie bereits fast die gesamte Osthälfte des Subkontinents besiedelt.
Während der Portugiesische Entdecker Vasco da Gama das Kap von Afrika bereits 1498 umrundete und dabei den Seeweg nach Indien entdeckte, liessen sich erst 1652 die ersten Europäischen Siedler am Kap der guten Hoffnung nieder. Unter Jan van Riebeck gründeten sie eine kleine Versorgungsstation für Schiffe der Dutch East India Company, die auf ihrem Weg nach Indien Wasser und Lebensmittel tankten.
Aus dieser Station wurde bald eine Kolonie mit dem Namen Kaapstadt, die Stadt am Kap. Die Siedler kamen vorwiegend aus dem Zentraleuropäischen Raum und entwickelten bald ihre eigene Sprache. Afrikaans war ursprünglich eine Mischung aus Holländisch, Deutsch und Englisch, doch im Laufe der Jahrhunderte kamen, mitunter auch durch die importierten Sklaven, immer mehr Afrikanische und fremde Ausdrücke dazu.
 
Durch die neu gegründete Industrie erfuhr die Kolonie bald einen starken Aufschwung und zu jener Zeit wurden immer mehr Sklaven aus Westafrika, aber auch aus Indien importiert. Der Grundriss im unteren Bild zeigt die 1679 erbaute Slavelodge von Cape Town, im Prinzip ein Gefängnis, das um die 300 Sklaven beherbergte.

Im Laufe der nächsten 150 Jahre kamen mehr Siedler nach Süd Afrika, doch besonders am Kap war der Siedlungsraum beschränkt. Die Kolonien breiten sich darauf weiter nach Osten aus und drangen tief in den Lebensraum der Bantu Stämme vor. Im ersten Bantu Krieg 1779 wurden die Farmer, auf Afrikaans Buren genannt, angegriffen und von den Kriegern der Xhosa aufgehalten.
Weitere Expeditionen der Buren kamen vorerst nicht zu Stande. Die Briten besetzten das Kap 1806 und unter
ihrer Kontrolle wurde 1834 auch die Sklaverei abgeschafft. Die Buren zogen sich darauf zurück gegen Norden und gründeten die Freistaaten Orange and Transvaal. Frieden war dadurch natürlich keineswegs hergestellt.
Als 1867 Diamantenvorkommen in Kimberly und 1886 Gold bei Johannesburg entdeckt wurden, verstärkten sich die Spannungen zwischen Engländern und Buren immer mehr und führten schliesslich zu dem, von 1899 bis 1902 andauernden, Anglo Buren Krieg. Die Briten verfolgten während der fast zwei Jahre andauernden Kämpfe eine Politik der verbrannten Erde und auf Seiten der Siedler kamen mehr als 26 000 Frauen und Kinder ums Leben, teilweise in den ersten Konzentrationslagern der Welt.

1910 wurde das Vereinigte Süd Afrika ausgerufen und 1948 kam mit breiter Mehrheit die African National Party an die Macht. Nicht Weissen war es verboten am politischen und wirtschaftlichen Geschehen teilzunehmen und die grossteils menschenrechtswidrigen Gesetze wurden mit grausamer Härte durchgesetzt.
1960 kam es zum Massaker von Sharpville und 1976 erschossen Ordnungskräfte schwarze Schulkinder in Soweto.
Anfang der 60er Jahre wurden viele, fast ausschliesslich schwarze, Oppositionelle und Freiheitskämpfer als Hochverräter verhaftet und zu langjährigen Haftstrafen auf Robben Island verurteilt. Unter ihnen auch Nelson Mandela.

Zu Beginn der 70er Jahre schuf die Regierung dann das sogenannten Homeland Gesetz, wohl das menschenrechtsverachtendste der Apartheid Ära. Gesetzlich wurden damit die als Black Homelands ausgerufenen Gebiete zu eigenständigen Staaten erklärt und Schwarze mussten, von da an, dort leben. In Wirklichkeit hatten diese Homelands aber mit eigenständigen Staaten wenig zu tun, vielmehr wiesen sie den Charakter von Ghettos auf. Um ihrer Arbeit wie gewohnt nachzugehen, mussten die Einwohner die Homelands verlassen und als Ausländer in Süd Afrika einreisen.
Damit wurden die Schwarzen Einwohner de facto zu Gastarbeitern in ihrem eigenen Land und da sie auf diese Weise keinerlei politische Rechte besassen, konnten sie nach Gutdünken der Behörden deportiert werden.

Die Vereinten Nationen belegten Süd Afrika darauf hin mit Sanktionen und das Auge der Weltöffentlichkeit war mit Besorgnis auf die Entwicklungen gerichtet.

Die Wende kam dann 1989 mit Präsident de Klerk und seinem Programm zur Auflösung der Apartheid.
Einer der wichtigsten Schritte davon war die Begnadigung der politischen Häftlinge am 11 Februar 1990. Unter ihnen war auch Nelson Mandela, der 1994 zum Präsidenten wurde.
Als am 26. April 1994 die neue Republik Süd Afrika ausgerufen wurde, blickte die Welt teils mit hoffnungsvoller Spannung, teils aber auch mit Besorgnis auf die Geburtsstunde des neuen Staates. Zu viel Schlimmes war in den letzten Jahrzehnten passiert und die Frage war, ob es Nelson Mandela gelingen würde den Staat nahtlos vom alten politischen System zu übernehmen und dabei friedlich in die gemeinsame Freiheit und Unabhängigkeit zu führen. In zu vielen anderen Staaten Afrikas hatte die Unabhängigkeit zu gewaltsamen Machtübernahmen und verheerenden Bürgerkriegen geführt.

In der um Mitternacht abgehaltenen Zeremonie gelang es Süd Afrika auf eindrucksvolle Art und Weise die ganze Welt zu verblüffen. Feierlich und respektvoll wurde die alte Süd Afrikanische Flagge eingeholt und dazu zum letzten Mal die alte Nationalhymne gesungen. Anschliessend wurde die neue Flagge gehisst und Süd Afrikas neue Bundeshymne, Nkosi Sikelele Africa (Gott schütze Afrika) zum ersten Mal offiziell angestimmt.
Nelson Mandela mahnte in seiner darauf folgenden Rede dazu wie wichtig es sei die Sünden der Vergangenheit zu vergeben, aber sie gleichzeitig als mahnendes Beispiel nicht zu vergessen. Damit schuf er die friedliche Grundlage für einen neuen Staat, der in seiner Entwicklung weltweit einzigartig ist.

Von da an hat seine Vision beeindruckend Geschichte geschrieben. Heute befindet sich Süd Afrika unter den 25 stärksten Industrienationen der Welt und erwirtschaftet 25 Prozent des gesamten Afrikanischen Wirtschaftsvolumens. Das Land ist reich an Rohstoffen und gilt als der weltgrösste Zulieferer von Aluminium Silikaten, Platin und Gold. Durch die strategisch günstige Lage zwischen zwei Weltmeeren, stellt Süd Afrika zudem einen bedeutenden Schnittpunkt im Seehandel dar und ist für viele Länder Europas, Asiens und Nordamerikas wichtiger Lieferant für Uran und Chrom.
Internationale Investitionen trugen ständig zum Wachstum des Exportvolumens bei und die Regierung verfolgte vorrangig Massnahmen um ideale Rahmenbedingungen für eine globale Wirtschaftorientierung zu schaffen. Diese Massnahmen schufen auf der einen Seite sehr schnell, relativ verlässliche Einnamequellen für den jungen Staat, sie brachten aber auch eine Reihe negativer Auswirkungen. Durch die fast vollständige Liberalisierung des Handels wurde Süd Afrika, als kaufkräftige und aufstrebende Wirtschaftsnation, zu einem attraktiven Absatzmarkt für Anbieter aus Fernost. Die darauf folgende, relativ unkontrollierte Einfuhr von Billigprodukten überschwemmte den Markt und viele der heimischen Güter verloren ihre Konkurrenzfähigkeit. Das wiederum führte zu einem Sterben der heimischen Produktion, gekoppelt mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen.
Momentan beträgt die Arbeitslosenrate inakzeptable 40 Prozent und die damit einhergehende Armut und Landflucht in die Grossstädte stellt, neben den hohen Belastungen für das Gesundheits- und Sozialsystem, auch ein grösser werdendes sicherheitstechnisches Problem dar. Die Kriminalität ist weiterhin zu hoch.

Das Land wird auch noch in den nächsten Jahren einen rauen Kurs der Reformpolitik vor sich haben, der allerdings durch richtige Entscheidungen zu meistern sein wird. In erster Linie wird es entscheidend sein, die nationale Wirtschaft mit ihren eigenen Produkten wieder verstärkt ins Rennen zu bringen. Die Grundvoraussetzungen dazu sind absolut gegeben. Süd Afrika besitzt neben den für die Industrie notwendigen Rohstoffen auch das Know How, diese am eigenen Sektor einzusetzen.
Anders als beispielsweise Europa, Nord Amerika und immer mehr auch China, ist Süd Afrikas Wirtschaft relativ unabhängig. Der Staat könnte durch geschickte Import- und Exportregelungen den eigenen Markt wieder verstärkt beleben, auf diese Weise der Industrie zu einem Aufschwung verhelfen und schliesslich neue Arbeitsplätze schaffen.
Zusätzlich wird es wichtig sein die internationale Orientierung nicht aufzugeben und die Rahmenbedingungen für ausländische Investments weiterhin zu verbessern. Die Fussballweltmeisterschaften 2010 sind ein guter Schritt in diese Richtung und werden massgeblich dazu beitragen den Bekanntheitsgrad des Staates als Tourismusdestination und Wirtschaftsstandort zu erhöhen.

Setzt Süd Afrika seine Reformpolitik fort und gelingt es dem Staat weiterhin die Einnahmen aus internationalen Investitionen und Rohstoffexportgeschäften sinnvoll zu investieren, und so die Rahmenbedingungen für heimische Unternehmen und Arbeitskräfte zu verbessern, hat das Land das Potential zu einem weltweiten Model für positiv gesteuerte Globalisierungspolitik und postmoderne Re-Industrialisierung zu werden.

Worin jedoch, meiner Meinung nach, das grösste Potential der Regenbogennation liegt, ist die Art und Weise mit der sich viele Bürger mit ihrer jungen Republik identifizieren.
Ein Grossteil der jungen Leute, relativ unabhängig von Bildungsniveau und Hautfarbe, empfindet es als grosses Privileg in einem Staat der politischen Freiheit und wirtschaftlichen Möglichkeiten zu leben, für dessen Entstehung Menschen wie Nelson Mandela lange gekämpft und schwer gelitten hatten. Zusätzlich sind sehr viele Jugendliche aktiv darum bemüht die gemeinsame Zukunft des Landes mitzugestalten und engagieren sich in Projekten, wie zum Beispiel zur Eindämmung von Kriminalität oder Aufklärung über die Gefahren von HIV.
Rein subjektiv gesehen, halte ich das für eine ausgezeichnete Entwicklungsbasis für die Zukunft, und es bleibt zu hoffen, dass auch die politischen Entscheidungsträger Süd Afrikas dieses unglaublich kostbare Potential Mandelas Erbes erkennen und pflegen, bevor es vielleicht für immer verloren geht.

Dass es keinesfalls selbstverständlich ist in einer Demokratie zu leben, wird deutlich wenn man einen Blick über die Grenze in das benachbarte Simbabwe wirft. Die nach Ostern abgehaltenen demokratischen Präsidentenwahlen sind freilich noch nicht ausgezählt und mittlerweile erhärtet sich der Verdacht, dass rund 40 000 Stimmen für Robert Mugabe von bereits Verstorbenen stammen dürften! Ausserdem liess Altdespot Mugabe kurzerhand den aussichtsreichsten Oppositionskandidaten verhaften, und stellte ihn unter die Anklage, ein Staatsfeind und Landesverräter zu sein. Die für Ende Juni geplanten demokratischen Neuwahlen dürften daher nie zu Stande kommen.
 
Neben den vielen Gesprächen mit Menschen verschiedener Religionen und Hautfarben, die mir ihre Zeit schenkten und mich an ihrem Leben teilhaben liessen, und ohne deren freundliche Unterstützung ich nie tiefere Einblicke in das Land jenseits von Afrika bekommen hätte, widmete ich mich selbstverständlich auch der Erforschung der landschaftlichen Schönheiten des Subkontinents.

Während sich das Reisen mit dem Motorrad ausgezeichnet dazu eignet ganze Kontinente zu erforschen, so erfolgt die wohl ursprünglichste und intimste Art und Weise ein Land kennen zu lernen immer noch per pedes apostolorum, also zu Fuss.
Die niedrige Geschwindigkeit macht es beinahe notwendig sich unmittelbar mit der Umgebung auseinander zusetzen und jede kurze Rast bietet sich dazu an näher auf die Umwelt einzugehen.
Selbstverständlich fällt Laufen auch unter diese Kategorie und besonders die Disziplin des Langstreckenlaufs eignet sich hervorragend um Plätze zu erkunden und näher zu erforschen. Ich habe dies zum Anlass genommen, neben meinen Ausfahrten mit dem Motorrad, auch an ein paar ausgewählten Laufveranstaltungen in Süd Afrika teilzunehmen. Dadurch kam ich in den Genuss mein tägliches Lauftraining auf die mitunter schönsten Strecken des Landes verlagern zu können.
 
Sowohl bei Sonne ... ... als auch bei Regen.

Von Cape Town aus blieb es mir und meiner jeweiligen Laune überlassen, welchen der umliegenden Gipfel ich bezwingen wollte. Zur Auswahl stand der alles überragende Tafelberg mit seinen zerklüfteten Schluchten und Anstiegen, die im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Bergläufe versprachen, sowie der etwas kleinere Lionshead, der gleich neben dem Tablemountain frech in die Landschaft ragt und einen geradezu herausfordert, bereits vor dem Frühstück hinaufzulaufen und einen morgendlichen Blick über die noch verschlafene Metropole zu werfen.
Wie auch immer ich mich entschied, die Laufausflüge wurden meist zu unvergesslichen Erlebnissen und oft plante ich während des Morgentrainings schon meinen Abendlauf.
Solcherart motiviert liess ich es mir natürlich nicht nehmen an Cape Towns Hausmarathon teilzunehmen. Der Two

Two Oceans Finish

Oceans Marathon ist nicht nur laut Veranstalter einer der schönsten Ultraläufe der Welt. Auf einer Streckenlänge von 56 Kilometern läuft man vom Indischen Ozean zum Atlantischen und überquert dabei die malerischen Bergstrassen der Umgebung. Insgesamt weist die Strecke etwas mehr als 600 Höhenmeter auf und wird unter der Sonne Süd Afrikas zu einem schweisstreibenden Lauferlebnis.
Ich bewältigte den Lauf dann in genau 4 Stunden und 30 Minuten und war mit einem durchgehenden Kilometerschnitt von unter 5 Minuten sehr zufrieden.
 
Natürlich stellte ich mich auch Süd Afrikas bekanntestem und härtestem Rennen, dem Comrades Marathon. Der Comrades führt über 89 Kilometer von Durban nach Pietermaritzburg und wird jährlich abwechselnd entweder als up run oder als down run gelaufen. Die Strecke bleibt zwar immer gleich lang, die ansteigenden Höhenmeter unterscheiden sich jedoch sehr.
Ich hatte natürlich das spezielle Vergnügen meinen ersten Comrades Marathon als up run zu bestreiten und vom am Meer liegenden Durban hinauf nach Pietermaritzburg zu laufen. Der Streckenverlauf führt zunächst durch die hügelige Landschaft des Zululandes, die den bezeichnenden Namen 1000 Hills trägt und endet, nach etwas mehr als zwei Marathondistanzen sowie 1650 absolvierten Höhenmetern, schliesslich in der hübschen Kleinstadt von Pietermaritzburg. Aufgrund der vielen Kurven ist die Strasse sonst natürlich auch eine beliebte Motorradstrecke.
 
Comrades finish

Obwohl ich mein Motorrad selbstverständlich nicht zur Hilfe nahm finishte ich den Bewerb in 8 Stunden und war mit einem Schnitt von 5 : 30 Minuten pro Kilometer recht glücklich.
 
Neben unzähligen schönen Momenten konfrontiert einen jede Reise natürlich genauso mit weniger freundlichen Dingen....so wie an jenem Tag im Mai.
 

Xenophobic Violence - Süd Afrika im Schatten der Gewalt


Das Wetter in Cape Town war angenehm warm und überraschend windstill für einen Herbsttag. Ich kam gerade von meinem morgendlichen Trainingslauf zurück und meine Stimmung war perfekt. Ein ruhiges Wochenende lag vor mir und ich hatte an jenem Freitag im Wesentlichen noch zwei Dinge vor. Zuerst wollte ich gemütlich an der Waterfront einkaufen gehen und sehen, ob ich nicht vielleicht eine Reserve Batterie für meine Digitalkamera bekommen könnte und später, gegen Abend, hatte ich vor nach Bluebergstrand zu fahren um mit meinen Freunden eine kleine Barbeque Party zu veranstalten. Da klingelte das Telefon. Es war eine Freundin, die sich mit anderen freiwilligen Helfern gerade in einem Gemeinschaftszentrum am Rande eines Townships eingefunden hatte um den vertriebenen und flüchtenden Menschen, die dort verzweifelt Zuflucht suchten, zu helfen.
Da ich Französisch spreche brauchten sie mich dringend als Übersetzer und zu dem Zeitpunkt hatten sich bereits mehr als 400 Flüchtlinge in der kleinen Halle eingefunden. Viele davon waren politische Flüchtlinge aus dem Kongo und sprachen daher kaum ein Wort Englisch. Es war also das passiert, was hier in Cape Town noch gestern kaum jemand für möglich gehalten hatte. Die Welle von gewaltsamen Attacken gegen Ausländer hatte sich von den Townships in Johannesburg innerhalb einer Woche über fast das ganze Land bis ans Kap ausgebreitet.
Bis vorgestern war Cape Town das friedvolle Model für das Zusammenleben von Menschen aller Kulturen und Religionen gewesen und heute fliehen die Menschen zu Tausenden aus den Townships der ganzen Stadt und suchen Schutz vor raubenden Schlägern.

Gegen Mittag erreichte ich eilig das Gemeinschaftszentrum am Rande des Townships von Du Noon und mir bot sich sofort ein Bild aus Leid und Verzweiflung.

Das Elend, welches sich einem offenbart wenn Menschen auf der Flucht sind, ist leider überall gleich. Hastig mitgenommenes Hab und Gut liegt kreuz und quer verstreut in der Gegend herum, schwangere Frauen sitzen am Boden und weinen während sich Menschen um Wasser und Lebensmittel anstellen. Einzig die Kinder flüchten in ihre eigene Welt von Unbeschwertheit und beschäftigen sich in all der Tristesse zumeist mit einem Ballspiel.
Salut mes amis, ca va? Meine Frage blieb unbeantwortet und die Männer wendeten sich von mir ab. Erst so langsam, als wir durch unseren Einsatz etwas Ordnung in den Ablauf gebracht hatten, begannen sich die Menschen uns anzuvertrauen.
Jean, ein etwa 35 jähriger Kongolese aus Kinshasa machte den Anfang. Er sagte: Alles was wir hatten, haben sie zerstört. Unsere Hütte wurde einfach angezündet und wir konnten gerade noch flüchten. Wären wir nicht sofort aufgewacht, wären wir jetzt tot." Dabei deutete er auf seine Frau und zwei Kinder.
Wie viele andere aus seiner Heimat musste er vor Kabilas Terror aus der DRC flüchten und endete schliesslich als Asylant im Sinne der UNHCR in Süd Afrika. In aller Verzweiflung machte er seine Lage deutlich und sprach dabei für viele: Was sollen wir tun? Gehen wir zurück in den Kongo werden wir getötet, gehen wir zurück in die Townships so verbrennt man unsere Hütten! Angesichts des tragischen Schicksals dieser Flüchtlinge vermochten wir als freiwillige Helfer wohl nur einen kleinen Teil zur Linderung des Leids beitragen. Doch gerade in solchen Situation ist jeder spontane Beitrag sehr wichtig. Es war wunderschön zu sehen, wie viele Freiwillige aus der Umgebung die Menschen mit selbst zur Verfügung gestellten Nahrungsmitteln, Zahnbürsten, Decken und Kleidung versorgten und ihnen ganz deutlich das Gefühl
gaben in Cape Town willkommen zu sein. Innerhalb von 3 Stunden gelang es mit vereinten Kräften die anwesenden Menschen auf Listen zu registrieren, in einer Telefonzelle einen behelfsmässigen Waschraum für Mütter mit Kleinkindern einzurichten sowie eine improvisierte Verpflegungsstation aufzubauen.
Die meisten der Menschen hatten seit dem Vortag nichts mehr gegessen.
 

Mit dem Einbruch der Dunkelheit war zumindest der Hunger besiegt
und für einen kurzen Moment kehrte auch ein wenig zuversichtlichere Stimmung im Lager ein. Leider nicht für sehr lange. Mehr als zweihundert Menschen waren neu angekommen und verlangten Einlass. Sie fuhren am Morgen in die Arbeit und in ihrer Abwesendheit wurden einfach ihre Hütten niedergebrannt. Viele erfuhren diese Neuigkeiten von Nachbarn per SMS, mit dem guten Rat nie mehr wieder zu kommen.
 
Zusätzlich bereitete uns die hereinbrechende Nacht noch andere Sorgen. Wie sicher war das Gemeinschaftszentrum in dem wir uns alle aufhielten, bzw. wer sorgte sich morgen und danach um die Sicherheit und unmittelbare Zukunft der Menschen?

Die Fragen, die uns in jener Nacht beschäftigten, sollten noch länger unbeantwortet bleiben. Am nächsten Tag traf zwar die Polizei mit Autobussen der Stadtverwaltung ein und brachte die Menschen in sichere Flüchtlingslager, die Situation und die damit verbundene humanitäre Katastrophe ist jedoch weiterhin allgegenwärtig und in keiner Weise gelöst.

Was war geschehen, und vor allem, warum ist es geschehen ? Um das zu beantworten ist es wichtig einen Rückblick auf die politische und soziale Entwicklung des neuen Süd Afrikas zu werfen. Während der mehr als 30 Jahre andauernden Politik der Apartheid und besonders im Verlauf der blutigen Unruhen der frühen 90er Jahre boten fast alle umliegenden Staaten Asyl für politische Flüchtlinge aus Süd Afrika. Darunter waren Nelson Mandela und viele andere, die das demokratische Süd Afrika aufgebaut haben.
Die politische und soziale Situation hat sich seit der Wende auf sehr positive Weise entwickelt. Der Staat besitzt eine der liberalsten Konstitutionen der Erde und sieht es als seine Pflicht an Menschen Zuflucht zu bieten, die politisch verfolgt werden.
Als stärkste Industrienation Afrikas und als Rechtstaat im eigentlichen Sinne ist die Republik Süd Afrikas oft auch der einzige Anlaufpunkt für Flüchtlinge aus den krisengeschüttelten Ländern der Umgebung wie Simbabwe und der DRC.
Auf diesem Prinzip der brüderlichen und nachbarschaftlichen Verbundenheit beruht auch die Integration von Flüchtlingen in Süd Afrika. Flüchtlinge und Einwanderer werden umgehend in die Gemeinschaften aufgenommen und leben und arbeiten unter den bereits ansässigen Menschen.
Damit ist das Integrationssystem des neuen Süd Afrika weltweit einzigartig. Es gab bis jetzt keine Flüchtlingslager und Ghettos im eigentlichen und negativen Sinn. Die Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion lebten als Nachbarn meist friedlich nebeneinander und Sprachbarrieren wurden durch das multikulturelle Zusammenleben schnell beseitigt.
Das galt sowohl für die Townships(Armenviertel) als auch für mittelständische urbane und suburbane Lebensgemeinschaften.

In den Armenvierteln der Grossstädte manifestierte sich jedoch schon seit geraumer Zeit eine andere Realität. Absolute Armut hält beinahe 50% der Einwohner Süd Afrikas in den Townships gefangen und raubt ihnen den letzten Funken Hoffung auf ein normales Leben. Dort wo die ausländerfeindlichen Attacken ihren Ursprung gefunden haben wird der Nährboden für Hass und Gewalt sehr schnell deutlich sichtbar. Die überbevölkerten Townships von Alexandra und Rhamaphosa gleichen einem Armenhaus im Elendsviertel und so gut wie alle die dort leben, wissen nicht ob sie am nächsten Tag zu essen haben werden oder nicht.
 


Armut und Verzweiflung sind seit jeher der schlimmste Nährboden für Hass. Dazu geht Gewalt meist den Weg des geringsten Widerstandes. Wer immer in Alexandra den ersten Stein geworfen hat war sich vielleicht dessen nicht voll bewusst, doch er hat damit ein Ventil geöffnet, welches Verzweiflung und Angst in blinde Gewalt umwandelte, die sich darauf am schwächsten Teil der Gesellschaft entladen hat. Im gegenwärtigen Fall an den Flüchtlingen, Asylsuchenden und Ausländern.

Verschärfend in dieser Situation wirkte sich die Neigung der Menschen zum Handeln im Kollektiv aus, ein Charakteristikum für traditionelle afrikanische Gemeinschaftsformen, welches nicht unwesentlich zur schnellen Ausbreitung der Unruhen beigetragen hat.
In einer Dorf oder Stammesstruktur wurde und wird immer vom Chef für alle entschieden. Das Individuum hat mit seinen Interessen stets hinter die Interessen der Gruppe zu treten und der ältere, mächtigere oder stärkere Anführer verkörpert das Gesetz. In Gabon ist es beispielsweise üblich, dass im Zweifel über eine rechtliche Streitigkeit der Ältere der beiden Parteien Recht bekommt. Das Prinzip solcher Rechtsprechungen beruht auf überliefertem Stammesrecht, von dem Teile, ähnlich des Römischen Rechts in Europa, in gegenwärtige Gesetzgebungen und Umgangsformen aufgenommen wurden. Genauso folgen die Menschen natürlich dem Vorbild des Anführers. Was er macht, wird in keiner Weise in Frage gestellt. Diese Verhaltensweise ist allerdings keinesfalls als rein Afrikanisch anzusehen...

Der obengenannte Ansatz kann natürlich niemals den einzelnen Gewalttäter in seiner Schuld entlasten, er hilft vielmehr zu verstehen warum auf einmal Tausende Menschen bereit waren, ihnen unbekannte Opfer zu töten oder sie zu vertreiben.
Unter Berücksichtigung dieser ökosozialen Hintergründe wird jedoch auch deutlich, dass die Ursachen der erfolgten Gewalttaten nicht von heute auf morgen entstanden sind.

Das volle Ausmass der grössten humanitären Katastrophe im neuen Süd Afrika war wohl von niemanden wirklich absehbar. Warnende Anzeichen wie grassierende Armut, überbevölkerte Townships und ausufernde Kriminalität sind aber seit langem erkennbar gewesen und wurden teilweise nicht ausreichend adressiert.
Für Süd Afrika und auch den Rest der Welt wird es nun wichtig sein die Ereignisse der letzten Tage und Wochen als Alarmsignal auf höchster Stufe zu erkennen und von nun an vor allem rechtzeitig und angemessen zu handeln. Armut und den dazugehörende Teufelskreis aus Verbrechen, Drogen, Gewalt und HIV gibt es überall auf der Welt. Das darf nicht toleriert und als Problem von Randgruppen oder Entwicklungsländern angesehen werden.
Illegale und kriminelle Einwanderer dürfen nicht mit politischen Flüchtlingen verwechselt werden und Asylsuchende müssen unter Mithilfe aller wieder in die Gemeinschaften integriert werden.

Geschätzte 3 Millionen Menschen flüchteten aus Simbabwe über die Grenze nach Süd Afrika. Die Tatsache, dass sich viele der Menschen, aus Angst vor erneuter Verfolgung und Mangel an Information, vor den Behörden versteckt hielten machte die Situation nicht einfacher. In den meisten Fällen würde ihnen ein offizieller Flüchtlingsstatus zustehen.
Hier wird es, neben gezielter Aufklärung, wichtig sein die Entwicklungen im Nachbarland nicht passiv zu verfolgen, sondern mit allem politischen Einsatz für korrekte und demokratische Neuwahlen zu sorgen. Solange Süd Afrika Toleranz für Robert Mugabes Regime zeigt, wird die Opposition nie in die Position kommen Simbabwe zu regieren. Nicht einmal wenn die Wahlen eigentlich gewonnen werden, wie es bereits einmal in diesem Jahr der Fall war. Unter diesen Voraussetzungen wir niemand freiwillig zurück nach Simbabwe gehen und Süd Afrika wird weiterhin durch die humanitären Folgen belastet ohne sinnvoll zu einer Änderung der Situation beizutragen.

Ein weiterer wichtiger Schlüssel zur Reform liegt in Süd Afrikas Wirtschaft. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern besitzt das Land die Rohstoffe und das Know How sie auch am eigenen Sektor einzusetzen. Die Industrie muss durch Importregelungen mit ihren heimischen Produkten am eigenen Markt wieder überlebensfähig gemacht werden.
Das Sterben vieler Produktionsstätten führte bereits zu einer Arbeitslosenrate von inakzeptablen 40% und der damit einhergehende Wegfall vieler Konsumgüter ist ein weiterer logischer Schritt in die Abhängigkeit vom Import aus dem fernen Osten.
Süd Afrika erwirtschaftet nicht nur mehr als 25 Prozent des gesamten Afrikanischen Wirtschaftsvolumens, es hat auch eine immer wichtiger werdende ökonomische Vorbildrolle für den ganzen Kontinent. Die rapiden, weltweiten Anstiege von Nahrungsmittelpreisen stellen speziell für Afrika eine scharfe Bedrohung dar und momentan ist zu befürchten, dass selbst in Süd Afrika die jüngsten Warnungen der Ernährungs- und Agrarkonferenz in Rom bald Realität werden könnten.
UNO Generalsekretär Ban Ki Moon verlautbarte am Ernährungsgipfel in Rom, dass die weltweite Nahrungsmittelproduktion bis 2030 um 50% ansteigen müsse um den künftigen Bedarf zu decken.
Wie zu erwarten war, werden jene Länder, deren Märkte sich in zu grosse Abhängigkeit von Importprodukten begeben haben die drohende und teils bereits imminente Ernährungskrise besonders stark spüren. Ein Blick auf die politische Weltkarte unterstreicht dies mit unmissverständlicher Deutlichkeit. Der Preis für ein Barrel Rohöl kletterte bereits auf über 130 US Dollar und weitere Anstiege sind aufgrund der instabilen Lage im Nahen und Mittleren Osten jederzeit möglich. Die Weltbank quantifizierte den globalen Preisanstieg für Lebensmittel innerhalb der letzten drei Jahre mit 83 Prozent.
Die extremen Anstiege in den Treibstoff und Transportkosten heben allerdings nicht nur weltweit die Preise von Nahrungsmitteln, sie haben auch eine wesentliche Auswirkung auf ihre Erzeugung. Um dem wachsenden Bedarf an biologischen Treibstoffen nachzukommen werden immer mehr landwirtschaftliche Flächen zum Anbau entsprechender Agrarprodukte verwendet. Die dadurch reduzierte Verfügbarkeit von Nutzflächen für den nachhaltigen Anbau anderer Produkte führt bereits zu Lebensmittelknappheiten und hebt die Preise weiter.
Der in Rom prognostizierte Preisanstieg für alleine den Zeitraum 2008 beläuft sich auf 43%!

Europa und der Westen werden die Auswirkungen dieser Krise aufgrund des allgemeinen Wohlstandes etwas gedämpfter spüren. Für Entwicklungsländer können und werden die drohenden Preisanstiege jedoch eine existenzbedrohende Gefahr darstellen.
Ein libanesischer Bekannter von mir betreibt ein kleines Lebensmittelgeschäft in Cape Town.
Dort bezahle ich für einen Leib Brot nun 12 ZAR anstatt von 6,5. Der Preisanstieg von fast 100 Prozent erfolgte innerhalb eines Monats. Ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Grundnahrungsmitteln und ausserdem selbstverständlich Treibstoff.
Für jene Menschen, die ohnehin bereits an der Armutsgrenze leben bedeutet die Differenz von 6 Rand, also rund 50 Euro Cent, jedoch den Unterschied ob sie zu essen haben oder nicht.

Die jüngsten Ereignisse in Süd Afrika forderten mehr als 60 Menschenleben und jede dieser Gewalttaten, sowie das Leid, das sie über weite Teile einer ganzen Nation gebracht haben ist unfassbar und unentschuldbar. Doch seien wir vorsichtig und lassen wir uns nicht dazu verleiten das Geschehene als rein lokale Problematik einzustufen.
Armut und Hoffnungslosigkeit sind in Zeiten zunehmender Globalisierung ein internationales Problem geworden und ihre Bekämpfung ist eine Aufgabe die für alle Staaten Priorität haben muss. Nur so kann eine Katastrophe, wie sie hier gerade geschehen ist, in Zukunft woanders verhindert werden!
 


Die Vision und die Opfer von Menschen wie Nelson Mandela, Steve Biko und Bischof Desmond Tutu dürfen nicht in Vergessenheit geraten und nie zuvor hatten die Worte aus Mandelas Rede zur Gründung der Nation eine solch notwendige Bedeutung wie heute.

>Never ,never and never again shall it be that people in this beautiful land will again experience the oppression of one by another……<

 
Die Vorbereitung zur nächsten Etappe und der Verlauf der weiteren Reise

Aufgrund reger weltpolitischer Entwicklungen sowie auswärtiger Interventionen im Nahen und Mittleren Osten, die zumindest vorübergehend nicht zur Demokratie - dafür aber zu Instabilitäten - führten, waren die Routenoptionen meiner Rückreise relativ eingeschränkt und die allgemeine politische Grosswetterlage sehr gespannt.

Eine der wichtigsten bürokratischen Änderungen, die mich bei der Vorbereitung meiner nächsten Etappe betreffen sollte, war eine Gesetzesnovelle der Russischen Föderation bezüglich ihrer Visa Erteilung im Ausland. Seit Sommer 2007 ist eine Ausstellung des Sichtvermerks grundsätzlich nur mehr an der, für das Heimatland des Betroffenen, zuständigen konsularischen Vertretung möglich.
Als Ausnahmen können fremde Staatsbürger mit dauerhaftem Wohnsitz im Ausland gelten, sowie Personen, in deren Fall die Erteilung des Sichtvermerks einem international anerkannten Zweck dient bzw. im Sinne der Russischen Föderation liegt.

Ausserdem werden Russische Visa mit längerem Gültigkeitszeitraum prinzipiell nicht für Inhaber sogenannter Not oder Temporärpässe ausgestellt. Theoretisch können Ausnahmen bestehen, aber nur sofern die Gültigkeit des Passes jene des Visums um mindestens 6 Monate überdauert. Mein Temporärpass aus Los Angeles wurde in der Botschaft von Cape Town nicht akzeptiert und das Ziel, ein für 90 Tage gültiges Russlandvisum für die geplante Rückreise über Vladivostok nach Europa zu beantragen, sollte mich in den kommenden Monaten vor einige interessante und spannende Planungsaufgaben stellen.

Zunächst brauchte ich einen neuen Pass. Das Ansuchen um einen Reisepass mit 10 jähriger Gültigkeit ist ausserhalb von Österreich jedoch nicht ganz einfach. Hierzu muss neben dem längeren Aufenthalt im Ausland auch ein ausreichender Bedarf vorliegen. Ferner müssen, so wie auch in Österreich, Staatsbürgerschaftsnachweis und Geburtsurkunde im Konsulat persönlich vorgelegt werden.
Durch meine Mission für UNICEF, sowie den Einreisestempeln von rund 30 Ländern im alten Pass, stand zwar meine Reiseabsicht und der darausfolgende Bedarf eines neuen Reisepasses ausreichend fest, die Ausstellung dauert aber zwischen 6 und 9 Wochen und die notwendigen Papiere mussten erst aus Österreich kommen.

Zusätzlich war es nun wichtig mein Touristenvisum für Süd Afrika in eine temporäre Aufenthaltsbewilligung umzuwandeln. Dieses Ansuchen hat eine Bearbeitungszeit von etwa 6 Wochen und muss beim zuständigen Department des Innenministerium vorgebracht werden. In der Regel wird diesem Ansuchen stattgegeben, ein Anspruch darauf besteht jedoch nicht.
Ich war zum Glück erfolgreich und bereits;) nach 2 Monaten hielt ich meine Bewilligung für 6 Monate in der Hand. Selbstverständlich ist dieses Permit mit einer Nummer und einem Datum versehen und genau diese Daten sind für das Ansuchen um andere Bewilligungen wie Visa und Reisepässe zwingend notwendig. Auf ihnen beruht die Grundlage für die betreffende Behörde, ob und wie lange man sich legal im Land befindet.

Nach weiteren 6 Wochen bekam ich meinen neuen Reisepass aus Österreich.
Mit einem brandneuen Reisedokument, einer Aufenthaltsgenehmigung für 6 Monate sowie einem Empfehlungsschreiben von UNICEF machte ich mich nun daran die Russen zu überzeugen mir ein Visum zu erteilen. Diese Aufgabe sollte sich jedoch nicht als ganz einfach erweisen.
Auch mit einem Residence Permit für Süd Afrika, so bemerkte der Konsul scharfsinnig, war ich natürlich kein Süd Afrikaner und das müsste man bedenken. Ausserdem konnte ein Visum für Humanitäre Zwecke und einer Gültigkeit von zumindest 3 Monaten, nur mit Einladungsschreiben des Aussenministeriums in Moskau erteilt werden.
Obwohl ich bereits ein Einladungsschreiben von UNICEF Russland hatte, müsste dieses trotzdem zuerst im Original an das zuständige Ministerium in Russland gesendet werden. Dieses würde das Ansuchen dann innerhalb von 10 Arbeitstagen prüfen und im Fall einer positiven Entscheidung ein Telex nach Cape Town schicken. Sobald dieses Telex im Konsulat ankommt, so versicherte mir der Beamte, würde ich aufgrund der Aussergewöhnlichkeit meines Anliegens das Visum erhalten.
Er gab ausserdem zu bedenken, dass es aufgrund der schlechten Strassen gar nicht möglich wäre ein Motorrad durch Sibirien zu fahren und ich verrückt sein müsse. Darauf schüttelten wir uns die Hand und zwei Wochen später bekam ich schliesslich meinen Sichtvermerk. Als ich darauf fragte wie viel ich denn bezahlen müsste, antwortete der Konsul: Gar nichts, wir entschuldigen uns für die Verzögerung und wünschen ihnen viel Glück bei ihrem Abenteuer. Damit war meine Weiterreise gesichert, ich bekam 90 Tage Aufenthalt mit zwei mögliche Einreisen.
 
Nach Überwindung der bürokratischen Hürden erwartete mich nun der eigentliche organisatorische Schwerpunkt der Weiterreise. Ich musste meinen Flug sowie den Transport des Motorrades nach Korea fixieren, was aber ohne definitive Zusage des Russlandvisums bisher nicht möglich war. Das Motorrad kam bereits aus Los Angeles mit deutlicher Verspätung in Cape Town an und brauchte statt 38 Tagen schliesslich 64.

Solche Verzögerungen sind im internationalen Schiffsverkehr immer möglich und je früher man ein fixes Datum für den Transport angeben kann, desto eher kann der Frachtagent Linien auswählen die den Zielhafen möglichst direkt anlaufen. Im Endeffekt hatte ich genau ein Monat vor meiner letztmöglichen Abreise das Visum im Reisepass und konnte noch Seefracht auf einer relativ direkten Linie nach Busan/Korea buchen. Das Motorrad sollte nun 30 Tage unterwegs sein und um den 1. Juli in 

Zurück in Süd Africa

Korea ankommen. Meinen eigenen Flug nach Seoul konnte ich schliesslich gerade noch für den 22. Juni buchen, einen Tag vor Ablauf meiner Aufenthaltsgenehmigung in Süd Afrika.

Solche Verzögerungen sind im internationalen Schiffsverkehr immer möglich und je früher man ein fixes Datum für den Transport angeben kann, desto eher kann der Frachtagent Linien auswählen die den Zielhafen möglichst direkt anlaufen. Im Endeffekt hatte ich genau ein Monat vor meiner letztmöglichen Abreise das Visum im Reisepass und konnte noch Seefracht auf einer relativ direkten Linie nach Busan/Korea buchen. Das Motorrad sollte nun 30 Tage unterwegs sein und um den 1. Juli in Korea ankommen.
Meinen eigenen Flug nach Seoul konnte ich schliesslich gerade noch für den 22. Juni buchen, einen Tag vor Ablauf meiner Aufenthaltsgenehmigung in Süd Afrika.

Auf dem Weg nach Korea


Um mit dem Motorrad über den fernen Osten nach Russland einzureisen, stellt Korea einen guten Ausgangspunkt dar. Das Land ist kulturell hochinteressant und stellt zudem noch einen hervorragenden Verkehrsknotenpunkt dar. Neben zahlreichen Flug und Schiffsverbindungen betreibt Korea auch eine Fährverbindung mit Russland. Diese Autofähre verkehrt einmal wöchentlich und ist eine gute Möglichkeit mit seinem Motorrad gemeinsam in Russland einzureisen.

Nachdem das Bike hoffentlich einigermassen zeitgerecht in Korea angekommen ist, werde ich mit der Autofähre nach Russland übersetzen und in Vladivostok die letzte grosse Etappe meiner Weltumrundung beginnen. Vom Pazifischen Ozean zurück nach Europa, oder rund 15000 Kilometer von Ost nach West.

Die von mir geplante Route folgt zu einem grossen Teil dem Verlauf der Transsibirischen Eisenbahn. Ursprünglich wurde neben der Bahn eine Strasse angelegt die dem Bau und der Reparatur der Schienen dienen sollte. Die Strasse existiert immer noch und die Bemühungen der Russischen Regierung sie vollständig zu asphaltieren werden voraussichtlich irgendwann in den nächsten Jahren zum Abschluss kommen. Diese Strecke führt über rund 8000 Kilometer durch einsame und karge Sibirische Tundra und etwa 1800 Kilometer davon sind Erdpiste, die abhängig von der Wetterlage, mitunter auch schwierig zu befahren sein kann. Nach insgesamt etwa 12000 Kilometern werde ich, so Gott will, schliesslich den Ural erreichen, das Tor zu Europa.
 


Ich möchte nun mit einem sehr herzlichen Gruss verbleiben
und allen meinen Freunden, Interessierten und Lesern einen angenehmen Sommerbeginn wünschen.
 


Vor nicht allzu langer Zeit stiess ich zufällig auf die Zeilen des folgenden Gedichtes und möchte sie nun gerne meinem sommerlichen Gruss beifügen
.


ID PICK MORE DAISIES…..

If I had my life to live over again. Id try to make more mistakes the next time. I would relax. I would limber up. I would be silier than I have been this trip.

I know of a very few things I would take seriously.
I would take more trips. I would climb more mountains, swim more rivers and watch more sunsets. I would do more walking and looking. I would eat more ice cream and less beans.
I would have more actual problems and fewer imaginary ones.

You see, I am one of those people who lives prophilactically and sensibly and sanely hour after hour, day after day. Oh, Ive had my moments and if I had it to do over again, Id have more of them.
In fact, Id try to have nothing else. Just moments, one after another instead of living so many years ahead each day.

I have been one of those people who never go anywhere without a thermometer, a hot water bottle, aspirin, a raincoat and a parachute.
If I had it to do over again, I would go places, do things and travel lighter than I have.

If I had my life over, I would start bare footed earlier in the spring and stay that way later in the fall. I would go to more dances, I wouldnt make such good grades, except by accident.
I would ride on more merry go rounds. Id pick more daisies…

Nadine Stair, im Alter von 85 Jahren.....

 
 

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Text & Fotos: Felix Bergmeister
 

Autor

Bericht vom 24.07.2008 | 4.624 Aufrufe

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