Kawasaki Cup

Nachdem die Mutkurve von Most im letzten Jahr vom Streckenbetreiber kastriert wurde, gibt es die Strecke diesmal wieder in voller Pracht. Die Männerkurve sorgt für Diskussionen im Fahrerlager. Einmal zurückschalten und dann mit dem Fünfer durch? Gas kurz lupfen und mit dem Sechser durch? Oder voll stehen lassen und durch? NastyNils war live dabei und berichtet in acht Akten

Die Anreise

Besonders bei Rennen in Most eine überaus unangenehme Angelegenheit. Die Anreisestrecke ist lang und langweilig. Damit die Sache ein wenig interessanter wird, fahre ich auch die Anreise auf Zeit. Mein Rekord für Wiener Neustadt-Most mit dem Fiat Scudo liegt bei 4h 25 min. Ich wähle gerne die Route Wien-Stockerau-Znojmo-Prag-Most. Nicht wegen der Nutten in Znojmo, die sind bei meiner Fahrt in der Nacht nur gefährliche Hindernisse auf den schlecht beleuchteten Strassen, sondern aufgrund von übelsten Stauerfahrungen bei der Fahrt über Brünn.

Abfahrt in Wr. Neustadt um 20:00 Uhr, Freisprecheinrichtung angesteckt und die Kurzwahltaste 2 (1 hat die Mobilbox) für meine liebe Mami gedrückt.

Wir plauderten gerade über Kindererziehung, Kochrezepte und die neusten Modetrends als ich die Abfahrt Amstetten Ost an mir vorüber ziehen sah. Es stimmte mich äusserst nachdenklich, dass ich bei der Anreise in die Tschechei schon in Österreich die falsche Route einschlage. Ich befinde mich nun 100km abseits der Route.

Der Weg über Linz-Budweis-Prag gestaltete sich in der Nacht als echte Herausforderung. So gnadenlos die Tschechen am Tag im Rückspiegel andrücken, so zahm schleichen sie durch die unbeleuchtete Schlaglochallee des Hinterlandes. Doch bereits um 2:00 Uhr morgens konnte ich im 4* Resort Sirak in Most mein Quartier beziehen. Beste Voraussetzung für das kommende Rennwochenende.

Die Vorbereitung

Vieles entscheidet sich schon bei der Vorbereitung zum Rennen. Eine besonders geladene Atmosphäre macht sich im Fahrerlager breit. Einige Piloten drehen noch ein paar Turns auf der Strecke, andere Piloten beobachten dabei still mit der Stoppuhr. Ich liebe die Stunden vor dem Rennen. Es ist die beste Zeit für Gespräche im Fahrerlage und auch die beste Zeit für nette Fotos.

Keine Fussballmannschaft auf Betriebsausflug sondern das beinahe vollzählige Team vom ZweiradZentrumZams. Die Palette der Fahrer reicht über die gesamte Bandbreite. Ganz links der ausgefuchste Routinier Chris Grissemann. Er hat auf den Tiroler Pässen schon Urlauber hergebrannt als ich noch in die Windeln machte. Dahinter ein Rudel ehrgeiziger Piloten. Rennen für Rennen wird an den Sekunden geknabbert.

Mein lieber Gegner aus Tirol, Franz Stadlwieser, kontrolliert vor den Trainingsläufen noch mal den Benzin. Er ist ehrgeizig und wird jetzt eine ganze Benzinfüllung verfahren.

Loco Marocco stieg heuer neu in den Kawasaki Cup ein. Der Streetracer muss sich erst an viele Dinge auf der Rennstrecke gewöhnen. Wie zum Beispiel an die Roaming Gebühren beim Telefonieren.

Der Start rückt näher. Beim Team Mex Motos wechselt man die 8 Reifen für 4 Fahrer im Rekordtempo. Das eingespielte Team gehört zum Kawa Cup Inventar und führt derzeit in der Teamwertung. Die fleissigen Punktesammler stürzen selten bis nie. Der routinierte Teamchef hat die besten Tipps parat. Doch wie lange kann er die wilden Jungs noch hinter sich halten? Hannes Hofer wird immer schneller und Tini Hafner bremst immer später.

Handwerklich nicht so begabte Piloten eilen zur grünen Fee. Franz Mundsperger hilft bei allen Fragen rund ums Motorrad. Er hatte seine Finger schon an fast jedem Motorrad im Fahrerlager.

Richi Holzer, derzeit Gesamtführender im Cup, fühlt sich seiner Sache sehr sicher. Während die Gegner hektisch in der Box kreisten, kuschelt er in der Fiat Ducato Liebesgrotte. Seine Meinung: Kuscheln macht schnell!

Vor dem Start

Sobald ich merke, dass die anderen Teilnehmer ihre Lederkombis anziehen, denke ich daran die Reifenwärmer anzustecken. So werden meine Reifen bis zum Start zwar niemals warm, aber zumindest sind sie nicht mehr kalt. Mir fehlt ein strenger Teamchef in der Boxengasse, welcher mit Zeitplan und Peitsche für Ordnung im Rennfahrerleben sorgt.

Die Startaufstellung liess auf ein gutes Rennen hoffen. Auf Pole stand der schnelle Tiroler Chris Grissemann vom ZweiradZentrumZams. Auf Platz 2 der Führende der Gesamtwertung Richi Holzer von der BikeCity. Doch auch die Jungs dahinter rückten nach. Platz 1 bis Platz 9 lagen im Training nur 2 Sekunden auseinander. Nicht viel bei der Startaufstellung von einem Hobbyrennen. Ich selbst fand mich an 18. Stelle wieder. Knapp vor dem harten aber zum Glück bisher konditionell schwachen Gegner Franz Stadlwieser. Christoph Mazakarini wird auf der Mutstrecke in Most von mir nicht zu schlagen sein. Er hat mir beim Zeittraining 3 Sekunden aufgebrummt. Doch bei den verbalen Duellen im Fahrerlager stellte dies kein Problem dar. Er arbeitete nämlich mit unfairen Mitten: mit Training! Duch einen Jobwechsel hatte er Zeit für wochenlanges Training am Pannoniaring. Seine Seele gehört nun einem Wiener Reifenhändler.

NastyNils hat diesmal besonders viel vor. Das erkennt man schon am energischen Wheely, bei der Ausfahrt zur Startaufstellung.

Die Gegner beim Kampf um den Sieg stehen nebeneinander am Start. Die Einfahrt zur Mutkurve wird zum Nervenkrimi.

Das Rennen

Schon wenige Augenblicke nach dem Start fällt mein Mut einer grausamen Beobachtung zum Opfer. Der übermütige Hannes Schweigreiter bremst nach der langen Linkskurve sehr spät und reitet mit der Kawa durchs Kies. Er bleibt zwar im Sattel, doch solche Bilder setzen sich für viele Runden in jenen Bereichen meines Gehirns fest, welche für die Gashand zuständig sind. Franz Stadlwieser nutzt meine Unentschlossenheit und vollstreckte innen. Ich blieb dicht an den Fersen und beobachtete.

Normalerweise fährt der Franz nach 3 Runden an die Box, doch diesmal wollte er es mir nicht so leicht machen. So musste ich wohl oder übel ein wenig Mut sammeln und bei der 6.-Gang Schikane vollstrecken. Doch Franz blieb hart. Die Runden verstrichen und er wollte sich diesmal nicht in die Box verkriechen. Er blieb bis zum Schluss hinter mir und sorgte für die nötige Motivation im Sattel. Danke Franz! Bitte vor dem nächsten Rennen auf keinen Fall trainieren.

Richi Holzer vor Chris Grissemann. Noch!

Etwas schwieriger gestaltet sich mittlerweile meine Berichterstattung rund um das Siegertrio. Vorbei die Zeiten als ich überrundet wurde und so das Ende und den Anfang vom Feld beobachten konnte. Cupleiter Dejan Vlajic sprach nach dem Rennen von einem sauschnellen Duo an der Spitze. Richi Holzer kämpfte lang und hart, hatte aber dann doch den Rechenschieber im Hinterkopf. Der Tiroler Chris Grissemann fuhr ein fehlerloses Rennen und holte sich seinen ersten Sieg im Kawasaki Cup. Richi Holzer folgte auf Platz 2 vor Rainer "Mex" Jost und Hannes Hofer.

Nach dem Rennen

Rainer Jost gratuliert dem Sieger. Wesentlich angenehmer jedoch die Gratulationen für den 2. Platz dahinter.

Video Download - Eine Runde in Most

Du wolltest immer schon mal eine Runde in Most drehen hast aber die weite Anreise bis heute nicht ertragen? 1000PS macht es möglich. Rainer Jost montiert die 1000PS Cam vom Lidl auf seine ZX-6 R und fährt uns eine Runde. Nur 2.4MB!

Die Ergebnisse

Bericht: NastyNils
Fotos: NastyNils, Fancy Finger

Alle Ergebnisse, Zeiten, Termine und Infos zum Kawasaki ZX-6 Castrol Cup auf www.kawasaki.at.