1. Vienna Harley Days
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Chrom und Leder Sintflut im Prater |
Zum allerersten Mal hiess es in Wien ein ganzes Wochenende lang: alles Harley. Dass auch Buells damit gemeint waren, ist eh klar. Aber Mopetten anderer Marken wurden auch nicht weggeschickt. Alles in allem waren ein paar tausend Bikes da, viele davon sind in einer langen Schlange rund um den Ring geglüht, Harley-Fans und Asprianten schnupperten Benzinduft und Praterluft. Supermax hat auch gesungen.
We are Family
Wo gehts denn da in den Prater, fragt ein sichtlich aufgekratzter Linzer, auf einer blitzblanken E-Glide thronend, an einer roten Ampel auf der Wienzeile. Hinter ihm ein beachtlicher Pulk mit weiteren blitzsauberen - US-Eisen aller Styling-Variationen, vom schlichten Mattschwarz einer Night Rod Special bis zum Vollchrom einer aufgemotzten Sportster. Ich sage: Fahrts mir nach. Er sagt zu seinen Freunden: Der do waass, wo ma hinmüssen, dem fahr ma jetzt nach. Hätte ich was Aufklärendes sagen sollen? Ich verzichtete und gab meiner reichlich eingestaubten XB9SX die Sporen.
Die Frage an sich war verständlich. Denn leicht wars nicht, die Location der 1. Vienna Harley-Days zu finden. Rotundenplatz, das ist schon klar. Aber dass man im derzeitigen Baustellen-Gewirr nicht so easy zufahren konnte war zumindest am Freitag, dem Start-Tag, auch für Einheimische eine echte Challenge. Zumal der Platz des Festes hinter den neuen Messe-Bauten versteckt, zwischen der Krieau und dem äussersten Rand des Würstelpraters auf dem Areal einer weiteren Baustelle gelegen war.
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Aber einmal dort angekommen, gabs keine Missverständnisse mehr. Trucks, Transparente & jede Menge mehr oder weniger grosse (Fahr-)Talente. Alles wie im echten Harley- und - nicht zu vergessen Buell-Leben: (amerikanische) Motorräder, (rockige) Musik, (Zubehör- und Devotionalien-) Markt und (harte) Männer. Frauen auch, nicht einmal so wenige, abgesehen von den Mädels im hautengen weissen, so gut wie alles offenbarenden Overall. Und Burger, Bratwürstel & Bier. Red Bull natürlich ebenso. Über allem diese ganz besondere Duft-Mischung aus Benzindämpfen, heissem Öl, outgeburntem Gummi, aufgeheiztem Staub, Grillfeuer-Rauch, Schweiss, Grünzeug, Coca Cola und anderen - trinkbaren - Flüssigkeiten, darunter auch Kaffee.
Dass die Wiener das Leben insgesamt und Neues überhaupt etwas gemütlicher angehen, hat sich anfangs schon deutlich gezeigt: Am Freitag erschien der Zustrom etwas zaghaft, das Gedränge blieb überschaubar, ganz nach dem Motto schau ma amal. Trotzdem herrschte rund um und auf den Probefahr-Harley- und Buells ein ganz schönes Griss, die Bikes waren ständig unterwegs.
Munterer liess sich das Treiben dann schon am Samstag an. Transparente wiesen den Weg vom Praterstern bis zur Ausstellungsstrasse, bei der Trabrennstrasse wars dann schon nicht mehr zu übersehen und zu überhören. Schon recht früh am Vormittag stellten sich die ersten zum Haupt-Event des Mittags auf, zur grossen Parade. Wohl war das Starterfeld dominiert von US-Bikes, aber auch österreichische italienische, englische, deutsche und japanische Eisen stellten sich an. Promis auch, wie Mark Keller oder auch Philipp Weck. Alles in allem warens dann rund tausend Böcke, die zum Praterstern über die Praterstrasse zum Ring, einmal um diesen herum und dann wieder retour rollten. Durchaus zügig. Die Polizei regelte, massregelte aber nicht. Die ersten Paradereiter waren nach gut zwanzig Minuten schon wieder zurück. Gerade rechtzeitig, um zu staunen, was man mit einer Harley, und sei sie noch so ein Riesen-Koffer, alles anstellen kann. Was und wie, das zeigte Rainer Schwarz vor, wobei Wheelies und Stoppies dabei eigentlich nur die Lockerungsübungen sind. |
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Finaler Höhepunkt des Samstags war das Konzert von Kurt Hauenstein, Supermax, selbst bekennender Harley-Treiber.
Sein Hit Love Machine ist nach wie vor einer.
Der Sonntag liess sich als gemütlicher Ausklangs-Tag an und endete so, von Frühstücks- bis zu Jausengästen schauten im Laufe des Tages auch Muttertags- und Badeausflügler vorbei. Akustisch gabs von Born to be Wild bis zu Locomotive Breath ein bissl was Beschaulicheres als Hardrock und Metal. Der richtige Background für familiär-friedliche, brüderlich-freundliche Stimmung. Wirklich wild zugegangen ist es alle die drei Tage nicht. Wirklich laut auch nicht. Meistens.
Am Ende meinte der Chef der ersten und einzigen Wiener Harley-Adresse, Ferdinand Fischer: Also, i find des super.
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Nicht unzufrieden zeigten sich auch die Veranstalter. Christian Marek, der Mann fürs Grobe: Es war ein rundum gelungener, spannender und vor allem spassiger Event. Letzteres stimmt auf alle Fälle, denn die Absenz von Grantlern fiel angenehm auf. Eine Bestätigung für Harley-Davidson-Österreich- und Deutschland-Chef Christian Arnezeder: Wir verkaufen einen Lebensstil, und das Motorrad gibts kostenlos dazu. Die Bilanz der First Vienna Harley Days: 30.000 Besucher (bei freiem Eintritt), 4000 Motorräder, 1000 Parade-Teilnehmer, 300 Probefahrten. Ein Anfang ist gemacht.
Es sollen mit Sicherheit nicht die letzten Harley-Days in Wien gewesen sein, sie sollen so regelmässig und so etabliert werden wie die in Hamburg und Berlin. Beim Termin bleibts auch 2010: Anfang Mai. Nach einer Location wird jetzt schon gesucht. Der Rotundenplatz wirds nicht mehr werden, da soll ja bald der neue Uni-Campus stehen. Und diese, sapperlot, lauten Bikes täten ja am Ende beim Studieren stören.
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Text: Beatrix Keckeis-Hiller
Bilder: trixi, H-D, Mohr, Herzig |