Die neuen Yamaha GYTR Zubehörteile für die Ténéré im Test
Verwandlung der Ténéré zur Rally Maschine - GYTR machts möglich
Die bekannten GYTR-Zubehörteile von Yamaha sind seit diesem Jahr auch im Adventure-Segment verfügbar. Mit drei verschiedenen Kit-Stufen kann jeder seine Ténéré in eine echte Rally-Maschine verwandeln!

Die "Genuine Yamaha Technology Racing" (GYTR) Zubehörprodukte sind bereits aus dem Motorrad-Strassenrennen und dem Motocross-Bereich bekannt. Ende letzten Jahres erweiterte Yamaha das Angebot um die GYTR-Produkte für das Adventure-Segment. Wer seine Ténéré World Raid mit allen drei Stages der Zubehörkits ausstattet, besitzt eine Rally-Maschine, wie sie auch von bekannten Rennfahrern wie Pol Tarrés oder Alessandro Botturi in professionellen Rallyes eingesetzt wird.
Die verschiedenen GYTR-Zubehörteile sind in drei Stages unterteilt. Es ist möglich, die Teile einzeln zu erwerben oder bestimmte Stages auszulassen. Die Strukturierung in diese drei Stufen ist jedoch sinnvoll, da die einzelnen Produkte aufeinander abgestimmt sind und sich gegenseitig ergänzen.
Stage 1 - Performance Kit für die Yamaha Ténéré World Raid
In der ersten Stufe des Umbaus geht es um die Leistungssteigerung der Ténéré. Ein entscheidendes Element hierbei ist ein leichterer Racing-Auspuff von Akrapovic als Komplettanlage. Zusätzlich sorgt ein grösseres Luftfiltergehäuse für verbesserte Effizienz und erleichterten Zugang. Auch der Zugriff auf die Kupplung wird durch ein neues Gehäuse vereinfacht. Abschliessend beinhaltet das Stage 1 Kit CNC-gefräste Fussrasten aus Aluminium, die während längerer Offroad-Fahrten optimalen Grip bieten. Insgesamt ermöglicht der Einbau des Performance-Kits eine Steigerung um zusätzliche 9 PS und erhöht das Drehmoment über die gesamte Drehzahlkurve. Die neuen Mappings und Leistungsverbesserungen werden durch ein speziell angefertigtes ECU unterstützt.
Stage 2 - Handling Kit für den perfekten Ritt auf der Yamaha Ténéré World Raid
In dieser Phase dreht sich alles um das Handling des Motorrads. Aufgrund der umfangreichen Liste an Teilen ist dies auch die kostenintensivste Stufe des Umbaus. Ziel ist es, das geschmeidige "Dahingleiten" der Rallye-Motorräder zu erreichen. Hierfür sind zwei Hauptkomponenten ausschlaggebend. Erstens wird das Fahrwerk komplett überholt, wobei vorne ein 43mm Kayaba Federbein mit beachtlichen 270 Millimetern Federweg und hinten ein Paioli Federbein zum Einsatz kommen (Details zu den Fahreindrücken und den spürbaren Veränderungen des Fahrwerks folgen weiter unten). Der zweite Schlüsselfaktor für das verbesserte Fahrgefühl durch das Handling-Kit ist der Lenkungsdämpfer von Scott, der in 25 Positionen einstellbar ist.
Obwohl diese beiden Komponenten bereits einen enormen Unterschied zur Standardversion der World Raid machen, endet die Liste der Upgrades hier noch nicht. Der Felgensatz wird durch Excel Rims von Haan Wheels ersetzt, um mehr Stabilität und eine Gewichtsreduktion zu erreichen. Die Bremsen vorne und hinten werden durch neue Modelle mit einem aggressiveren Bremsmuster ersetzt. Ein GYTR Kettensatz mit anderen Ritzeln sorgt für eine kurzweiligere und kraftvollere Übersetzung und rundet die Veränderungen des Fahrverhaltens ab. Obwohl nicht direkt im Fahrverhalten spürbar, stellen auch ein grösserer Wasser- und Ölkühler sowie ein High Fender wichtige Upgrades in der zweiten Stufe dar, um selbst auf den schlammigsten Pisten nicht stecken zu bleiben. Aufgrund der zahlreichen Veränderungen wird auch ein neues ECU mit angepassten Einstellungen installiert.
Stage 3 - der ultimative Rallyumbau für die Yamaha Ténéré World Raid
In der dritten Stufe des GYTR-Umbaus der Ténéré World Raid dreht sich alles um die echte Rally-Transformation. Ein zentraler Bestandteil ist der Umbau des Tanks, der durch einen Kunststofftank ersetzt wird. Zusätzlich werden seitlich am Heck des Motorrades zwei separate Kunststofftanks angebracht. Passend dazu wird ein komplett neuer Lenker mit zusätzlichen Bedienelementen installiert, die beispielsweise für die Auswahl zwischen hinteren oder vorderen Kraftstoffreserven genutzt werden können. Der neu gestaltete Lenker beinhaltet eine Lenkererhöhung, ergonomisch geformte, weiche Griffe, neue Schalt- und Bremshebel sowie leichte Acerbis Handschützer. Die Integration der neuen Schalter und des Tankumbaus erfordert ebenfalls den Einbau eines neuen, leichteren Kabelbaums für die gesamte Elektronik, was wiederum die Installation eines Rallytowers ermöglicht. Dieser ist ebenfalls Teil der dritten Stufe und beinhaltet eine Halterung für das Roadbook sowie eine modifizierte Lichtmaske.
Die dritte Stufe wird mit dem offiziellen Sticker-Kit des Yamaha-Rennmotorrads aus der bekannten Africa Eco Rally abgerundet, sowie einer Carbon-Motorschutzwanne, die den gesamten Motor umfassend schützt, ohne erhebliches Gewicht hinzuzufügen.
Zusätzlich beinhaltet diese Stufe einen speziell entwickelten Rally-Sitz, der durch verbesserten Grip und optimierte Ergonomie das schnelle Wechseln von der Sitz- zur Stehposition erleichtert und so bei langen Fahrten Energie spart. Ein angenehm hohes Windschild sorgt für deutlich verbesserten Schutz vor Wind und Sand, was insbesondere bei schnellen Etappen durch die Wüste von grossem Vorteil ist.
Fahreindrücke der maximal ausgebauten Yamaha Ténéré World Rally GYTR
Wir hatten die Gelegenheit, die World Rally GYTR über zwei Tage hinweg auf insgesamt rund 350 Offroad-Kilometern in der marokkanischen Wüste zu testen. Die Untergründe variierten dabei von weichem und hartem Sand über Schotter bis hin zu vertrockneter Erde und Geröll. Das sich schnell verändernde Umfeld erforderte viel Voraussicht und schnelle Reaktionen, um sich an die neuen Terrains anzupassen. Neben der voll ausgestatteten Stage 3 World Rally GYTR begleitete uns die Ténéré Extreme ab Serie. Zwar lässt sich eine standardmässig produzierte Ténéré Extreme nicht mit einem renntauglichen Rally-Bike vergleichen, dennoch waren die deutlich sichtbaren Unterschiede faszinierend und verdeutlichten die Leistungssteigerung durch die GYTR-Komponenten.
Fahrtag 1 - loses Geröll, Flussdurchquerung und schnelle Schotterwege
Am ersten Tag unseres Tests starteten wir nach einer kurzen Aufwärmrunde direkt durch ein loses Bachbett, wobei wir auch einen kleinen Fluss durchquerten. Trotz optimaler Bereifung für maximalen Grip ist es normal, dass sich das Vorderrad seinen eigenen Weg sucht und leicht schwimmt. Auf sehr nassem und rutschigem Untergrund, wie bei einer Flussdurchfahrt, ist besonders vorsichtiges Fahren mit der GYTR erforderlich, da das Motorrad abgestumpfter reagiert und Vibrationen weniger intensiv spürbar sind. Diese Herausforderung wandelte sich jedoch schnell in Begeisterung, als wir die schnellen Schotterwege erreichten. Dank des Lenkerdämpfers von Scott bei der World Raid GYTR waren schnelle Passagen auf steinigen, jedoch geraden und übersichtlichen Wegen äusserst angenehm. Der Dämpfer absorbierte einen Grossteil der kleinen Vibrationen und Radsprünge, was zu einer bemerkenswerten Laufruhe und Fahrstabilität führte. Diese Eigenschaften verbesserten auch die Gelassenheit des Fahrers erheblich. Während bei der Ténéré Extreme ohne Lenkungsdämpfer jeder Stein fast einen Lenkerimpuls erforderte, glitt die GYTR mühelos dahin, mit zusätzlicher Präzision auf höchstem Niveau. Die Geschwindigkeiten sollten dennoch nicht unterschätzt werden, da die Fahrt trotz der Ruhe und Kraftersparnis sehr schnell sein kann. Die Auswirkungen dieses Zubehörs auf das Fahrverhalten auf schnellen Strecken sind wirklich faszinierend.
Fahrtag 2 - weicher Sand, technische Hillclimbs und noch mehr endlose Hartsand-Strecken
Am zweiten Tag unserer Testfahrt begannen wir auf langgestreckten Pfaden über harten Untergrund, wobei sich der Boden in der Wüste schnell von Sand zu Stein und Schotter wandelte. Schnell wurde der zusätzliche Komfort des Rally-Kits (Stage 3) auf langen Offroad-Strecken deutlich. Besonders die schaumstoffgepolsterten Griffe, die Blasen an den Händen verhindern, fielen positiv auf. Der speziell gestaltete Rally-Sitz ermöglicht ein müheloses Wechseln von der Sitz- in die Stehposition, was bei stundenlangen Fahrten in der Wüste erheblich zur Ermüdungsreduktion beiträgt. Das höhere Windschild wirkte sich bei hohen Geschwindigkeiten positiv auf das Fahrerlebnis aus, indem es Schutz vor Wind und Sand bot.
Der umgebaute Tank erhöhte das Volumen der World Raid Rally GYTR auf beeindruckende 37,6 Liter. Dies ist besonders wichtig, da oft stundenlang keine Tankstelle in der Wüste zu finden ist und der Kraftstoffverbrauch auf sandigem Untergrund bei hohen Drehzahlen deutlich ansteigt.
Allerdings hat der grosse Tank auch Nachteile, da er das Gesamtgewicht der GYTR erhöht. Mit dem umfangreichen Tank vorn hat man ohnehin schon das Gefühl, ein "Schlachtschiff" zu steuern. Für Anfänger kann das Fahren auf weichem Sand und insbesondere in Dünen aufgrund der Grösse und des Gewichts der GYTR eine Herausforderung sein. Dennoch demonstrierten Wunderkind Pol Tarrés und mehrfacher Dakarsieger Stéphane Peterhansel während unserer Testfahrt, dass auch mit der GYTR das Dünen-Surfen problemlos möglich ist.
Das Fahrwerk der Stage 2 leistete ebenfalls beeindruckende Arbeit beim Absorbieren von Unebenheiten, Büschen und Auswaschungen. Mit einem Federweg von 270 Millimetern vorne schluckte es jegliche Unebenheiten und stiess während des Tests an keine Grenzen ein deutlicher Vorteil gegenüber der Ténéré Extreme, die zwar serienmässig bereits ein hochwertiges Fahrwerk besitzt, jedoch nicht mit der World Rally GYTR mithalten kann.
Auch das Stage 1 (Performance Kit) zeigte während der Testtage seine Stärken. Der Racing-Akrapovic-Auspuff liefert nicht nur ästhetische Vorteile (Klang und Aussehen), sondern bietet auch einen echten fahrtechnischen Mehrwert im Rally-Bereich. Durch die schnellen Veränderungen des Untergrundes sind oft schnelle Gangwechsel nötig, um mit optimaler Leistung kritische Passagen zu meistern. Der Klang des Akrapovic gibt dem Fahrer dabei hervorragendes Feedback über den Zustand des Motors, ob ein Gangwechsel notwendig ist oder nicht.
Die neue Übersetzung durch die im Performance-Paket enthaltenen Ritzel fühlt sich im Gelände genau richtig an, auch wenn dadurch das Erlebnis auf der Strasse etwas eingeschränkt wird. Um von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen, muss häufig geschaltet werden, und die Power fühlt sich moderiert an. Da die GYTR jedoch nicht für asphaltierte Strassen konzipiert ist, stellt dies keinen wirklichen Nachteil dar. Es war ebenfalls beeindruckend zu sehen, wie effizient und angenehm die Leistung auf den Boden gebracht wird, im Gegensatz zu vielen Serien-Adventure-Bikes, bei denen die Leistung oft nur in durchdrehenden Hinterrädern resultiert. Das ECU der GYTR ist derart perfekt abgestimmt, dass die verfügbare Power effektiv in Vortrieb umgesetzt wird.
Die zwei grossen Probleme der Ténéré GYTR Kits
Nach diesem Test wurde schnell klar: Die GYTR-Produkte für die Ténéré World Raid sind beeindruckend und könnten jedem Besitzer einer Ténéré wärmstens empfohlen werden. Allerdings gibt es ein grosses Problem: Die GYTR-Teile sind speziell für den Rennsport konzipiert und daher nicht strassentauglich. Dies bedeutet, dass keines der Teile legal im öffentlichen Verkehr verwendet werden darf. Für den Endkunden heisst das, dass durch den Einbau der GYTR-Produkte die Strassenzulassung des Fahrzeugs erlischt und es nur noch für Rennzwecke oder abseits öffentlicher Strassen eingesetzt werden darf. Für viele Ténéré-Besitzer bedeutet dies das Aus für den Traum, ihr Motorrad in ein Rally-Bike umzubauen.
Das zweite Problem betrifft die Kosten. Es steht ausser Frage, dass hohe Qualität ihren Preis hat. Ein vollständiger GYTR-Umbau erfordert jedoch eine erhebliche finanzielle Investition. Für das Performance Kit (Stage 1) sind etwa 5.000 Euro/CHF fällig, für das Handling Kit (Stage 2) sogar 11.000 Euro/CHF und für das Rally Kit (Stage 3) ca. 7.000 Euro/CHF. Diese Preise gelten nur für die Teile; Kosten für das Motorrad und den Anbau kommen zusätzlich dazu.
Die Yamaha Ténéré Word Raid GYTR - viel mehr ein Statement als nur ein Zubehörkatalog
Die zwei Testtage in Marokko haben deutlich gemacht, dass Yamaha stark in Qualität und Innovation investiert. Das Unternehmen bietet den Endkunden die Möglichkeit, ein Motorrad zu fahren, das den Maschinen ihrer Dakar-Sieger, Stuntfahrer und vielseitig talentierten Sportler entspricht. Diese High-Performance-Teile der Öffentlichkeit in einem serienmässigen und sicheren Rahmen zur Verfügung zu stellen, unterstreicht Yamahas Engagement für seine Kunden. Es geht nicht nur darum, dass Yamaha die Bedürfnisse und Wünsche der Endkunden ernst nimmt, sondern auch darum, den Geist des Rennsports, die Herausforderungen der Wüste und die Grenzen der Physik mit der ganzen Welt zu teilen.
Dieses Vertrauen in die Qualität und das Gefühl der Zugehörigkeit sind besonders für Weltenbummler, Langstreckenfahrer und Offroad-Enthusiasten entscheidend. Der Test hat gezeigt, dass die Ténéré zu beeindruckenden Leistungen fähig ist, und das durch einen Umbau, der theoretisch für jeden möglich wäre. Yamaha demonstriert damit, dass sie nicht nur Fahrzeuge für die Elite schaffen, sondern die Technologie und das Erlebnis für alle zugänglich machen wollen, die das Abenteuer suchen und die Leidenschaft für das Motorradfahren teilen.
Für alle, die mal den wahren Rally Spirit erleben möchten
Das "Ténéré Spirit Experience" Programm von Yamaha ist das perfekte Abenteuer für alle, die Lust auf echtes Rally-Feeling haben. Egal ob Anfänger oder erfahrener Biker, hier kannst du bei grossen Wüstenrennen wie dem Africa Eco Race, der Morocco Desert Challenge oder der Transanatolia dabei sein. Du hast die Wahl: Entweder du stürzt dich voll ins Rennen oder geniesst das Abenteuer auf einem parallelen Kurs ohne den Druck des Wettbewerbs. Yamaha kümmert sich um die gesamte Organisation und bietet dir Unterstützung durch erfahrene Rally-Teams. So kannst du dich ganz auf das Erlebnis und den puren Fahrspass konzentrieren. Mehr Infos dazu hier
Bericht vom 01.05.2024 | 13.526 Aufrufe