Triumph Tiger 800
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Triumph Tiger 800 - Strassentest |
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Silent Assasins. Das sind lautlose Killer, die man erst bemerkt, wenn es schon zu spät ist. | |
Wenn ich die Triumph Tiger mit einer Methode, um jemanden zur Strecke zu
bringen, vergleichen müsste, dann wäre es etwas Sanftes, fast
Zärtliches. Ohne Schlagen, Beissen, Kratzen, Würgen oder anderer,
ordinärer Gewaltanwendung. Vielleicht ein bisschen von einer Vergiftung,
oder ein wenig von einem Schnitt mit der Rasierklinge im Vorbeigehen.
Das Opfer merkt es kaum, schon ist es erledigt. Ssssssssch. So wie es
die Tiger mit ihren Gegnern macht. Die 800er Enduro aus Hinckley wurde
von den Briten nicht in den Ring geschickt, um sich nur mit dem
Klassenprimus BMW F 800 GS anzulegen (aus welchem Duell sie mit einem
Unentschieden ausgestiegen ist), sondern scheinbar auch, um allen
anderen potentiellen Gegnern die Reisszähne zu zeigen. Und auf
öffentlichen Strassen kann mit einem Kaffeelöffel (wegen des Koffeins)
Phantasie und einer Messerspitze Aggression jeder zum Gegner werden. Die Tiger ist ein Allesfresser. Was schlecht für die Gegner ist, denn die Tiger ist ein Allesfresser par excellence. Was übrigens nicht nur die Opfer, sondern auch der Täter nicht vermuten würde. Wer als unbescholtener Bürger auf der Tiger Platz nimmt und ohne böse Absichten durch den Schwarzwald wildert, der steigt mit grosser Wahrscheinlichkeit als Massenmörder wieder ab. Überholt:89. Überholt worden:0 |
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Hände hoch! Sie haben 19 Supersportler, 22 Tourer,
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Homogene Kraftentfaltung vermittelt Ruhe im Sturm. |
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Die Tiger fand sich diesmal inmitten scheinbar übermächtiger
Kontrahenten. Die Sportmotorrad-zeitschrift PS wollte aus einer Auswahl
von 8 Motorrädern verschiedenster Bauart das beste Strassenmotorrad
herausfinden. Mit dabei Grosskaliber wie Ducati Multistrada, KTM 990SM-T,
Yamaha R1, BMW K 1300 R oder Kawasaki Z1000SX. Da war die Tiger mit
ihren 95 PS, von denen 82 auf dem Hinterrad übrig bleiben (gemessen von
MOTORRAD) und satten 220 kg vollgetankt auf dem Papier haushoch
unterlegen. Auch wenn wir nach den ersten Testfahrten Fahrwerk und
Geometrie bereits ein sehr gutes Zeugnis ausstellen konnten, so glaubten
wir nicht, dass die 43 mm Upside-Down Gabel und das in der Federbasis
einstellbare Zentralfederbein diesen Krieg gewinnen könnten, ohne die
volle Unterstützung des Dreizylinders.
Beschleunigungsduelle mit der BMW F 800 GS, die von einem Parallel-Twin angetrieben wird, haben gezeigt, dass die Tiger absolut gleich auf mit der Bayerin ist, obwohl sich die BMW während der Fahrt subjektiv stärker anfühlte. Dass die Tiger Potential hat, war also von Anfang an klar, aber wieviel Potential, sollte sich erst im Vergleich mit PS-Schwergewichtern zeigen. Die überaus geschmeidige und homogene Kraftentfaltung des Dreizylinders vermittelt ein Gefühl der Ruhe und Gelassenheit, während bereits ein tosender Sturm tobt. Die Gänge lassen sich schön gleichmässig ausdrehen, wobei der Motor natürlich etwas Drehzahl braucht, um in die Gänge zu kommen. Schade ist beim munteren Übersetzungswechsel, dass das Getriebe etwas hakelig ist. |
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Immer stramm, nie bissig. |
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ABS solide, Bremsen ausreichend. So überfordert man wenigstens nicht den Pirelli Scorpion. |
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Es war Liebe auf den zweiten Blick. |
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Die gleichmässig abgegebene Leistung wirkt sich natürlich auch auf die Art des Fahrens aus. Die Tiger fährt nicht von selbst als Erste durchs Ziel. Wer vorne sein will, der muss sie schon flott in die Kurve eintauchen und mit Schwung wieder raussprinten lassen. Und dabei sollte man sehr gut auf den Pirelli Scorpion horchen, der in der Dimension 100/90-19 seine Mühe hat, den Grip und die Kommunikation mit dem Fahrer aufrecht zu halten. Bitte nicht falsch verstehen, wir sprechen hier von sehr engagierter Fahrweise. Dass die Bremsen (308 mm Doppelscheibe) nicht ganz so forsch zubeisst, kommt einem auf diesem Motorrad eher entgegen, es passt sogar zur Geschmeidigkeit. Zur Not bleibt das ABS, das solide und pflichtbewusst arbeitet. |
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Geschmeidigkeit ist oberstes Prinzip ihrer Dynamik. |
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Scheint so, als hätte Triumph ein Motorrad gebaut, das den am stärksten ausgeprägten Charakterzug bei Wildkatzen - die Geschmeidigkeit - zum obersten Prinzip seiner Dynamik gemacht hat. Die Tiger ist elegant, beherrscht und überlegt im Einsetzen ihrer Kraft. Während sich andere vor der Kurve zusammenbremsen, um die zuvor überflüssig aufgenommene Geschwindigkeit wieder abzubauen, lässt sie einfach laufen, reguliert etwas und konzentriert sich lieber auf die richtige Linie, die sie stabil halten kann. Wenn dann das Rudel am Kurvenausgang wieder voll einnietet, legt auch die Tiger einen Zahn zu und lauert dabei schon auf die nächste Kurve. Vorbeigehen ist nur eine Frage der Zeit. Die Tiger beisst nicht von alleine zu, man muss sie schon ein wenig reizen, aber wenn man weiss, was man tut und mit der nötigen Vorsicht, kann man fast alles erlegen. Wie ein stiller Angreifer. |
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Nachgerüstete Heizgriffe sind nie sehr sexy, |
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Interessante Links: |
Text: kot |
Fazit: Triumph Tiger 800 2011
Scheint so, als hätte Triumph ein Motorrad gebaut, das den am stärksten ausgeprägten Charakterzug bei Wildkatzen - die Geschmeidigkeit - zum obersten Prinzip seiner Dynamik gemacht hat. Die Tiger ist elegant, beherrscht und überlegt im Einsetzen ihrer Kraft.- Homogene Kraftentwicklung
- ruhiges Fahrgefühl
- lauter Sound
- ABS.
- Getriebe beim munteren Übersetzungswechsel etwas hakelig.
Bericht vom 13.07.2011 | 24.284 Aufrufe