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8. Int.
Rupert Hollaus-Gedächtnisrennen, 9./10. 7. 2011, Red Bull-Ring
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Österreich hat viele Weltmeister. Aber immer noch nur einen einzigen in
der Solomotorrad-Strassen-WM. Es ist zwar schon eine ganze Weile her,
dass Rupert Hollaus Lorbeer gewann, doch seiner wird nach wie vor
gedacht: mit einer feinen Veranstaltung, die heuer zum achten Mal über
die Rennstrecke ging. Das Wetter war hoch sommerlich, es wurde hoch
motiviert gefahren, mit klassischen und auch neue(re)n Eisen. |
1954 war es, als ein Österreicher zum Solomotorrad-Weltmeister gekrönt
wurde. Rupert Hollaus. In der 125er-Klasse. Auf NSU. Seine WM-Lorbeeren
konnte er, der in diesem Jahr auch noch auf der Isle of Man gesiegt
hatte (ebenfalls als bislang einziger Alpenrepublikaner in einer
Solo-Klasse), leider nicht mehr nach Hause tragen. Er war bei einem
Trainings-Unfall in Monza gestürzt.
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Mit letaler Folge. Am 11. September. Er war eine Woche davor 24 Jahre
alt geworden.
Fünfzig Jahre später hatte der Oberösterreicher Wolfgang Stropek, selbst
Solomotorrad- und auch Seitenwagen-Rennfahrer, DIE Veranstaltung im
Gedenken an den Traisener zum ersten Mal auf die Beine gestellt: das
Rupert Hollaus-Gedächtnisrennen. Auf dem Salzburgring. Es ging am
28./29. August 2004 in Szene. Mit hohem weltmeisterlichen
Prominenz-Faktor: Jim Redman, Luigi Taveri, Dieter Braun und etlichen
anderen. Und mit einer Ausstellung, die neben anderen Devotionalien die
Original-NSU und -Rennausrüstung von Rupert Hollaus präsentierte. |
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Zum achten Mal gabs das Rupert Hollaus-Gedächtnisrennen, zum ersten Mal
wars auf dem Red Bull-Ring. |
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In den darauffolgenden Jahren etablierte sich das Rupert
Hollaus-Gedächtnisrennen als fixes Event im jährlichen
Motorrad-Veranstaltungskalender. Neben den Gleichmässigkeitsbewerben für
alle Motorradklassen bis (mittlerweile) Baujahr 1986 gabs jeweils ein
spezielles hochkarätiges Rahmenprogramm, von Sonderausstellungen z. B.
Norton - über Gast-Rennserien bis zu Sidecar- und anderen
Weltmeisterschaftsläufen. Auch Giacomo Agostini war schon ein paar Mal
dabei. Nicht nur zum Zuschauen. Und August Auinger schaut immer vorbei,
meistens Renn-aktiv. Das Wetter spielte nicht immer mit. 2009 zum
Beispiel mussten die Trainings wegen Streckenüberflutung abgesagt
werden. Immer aber fanden die Rennen statt. Und immer wurden die
Gleichmässigkeitswertung dergestalt verstanden, dass möglichst
gleichmässig so viel Gas wie nur irgend möglich gegeben wurde.
Das war auch heuer das traditionelle inoffziell-offizielle Motto der
Veranstaltung, die dennoch mit einer Tradition gebrochen hat: mit der
des Salzburgrings als Austragungs-Rennstrecke. Das 8. Int. Rupert
Hollaus-Gedächtnisrennen ging auf dem Red Bull-Ring über die - neu
gestaltete Motorsport-Bühne. Wobei das Wetter so viel sei gleich
einmal vorwegenommen - diesmal mitspielte: Sowohl der Trainings-Tag,
Samstag, der 9. 7., als auch der Renntag, Sonntag, der 10. 7., wären
auch als perfekte, hochsommerliche Badetage durchgegangen. Was sowohl
den Racern als auch den zahlreichen Zuschauern ein intensives Schweissbad
bescherte. |
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Alt sein heisst nicht langsam sein. Wobei das natürlich nur für die Eisen
gilt. Es gab jede Menge Action bei den Gleichmässigkeitswertungen der
Klassiker von Schnapsglasklasse bis über 500 ccm genauso wie im BMW
Boxer-Cup. Am Vorstart gings heiss her. Manche kamen zu spät zum Start.
Andere wiederum fuhren ihre eigen(artig)en Linien. |
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Ausgeschrieben waren klassischen Klassen: Vintage/Post-Vintage bis
Baujahr 1950, 50/125/250 ccm der Baujahre 1951 bis 1986, 250 ccm der
Baujahre 1951 bis 1986, 350 ccm der Baujahre 1950 bis 1986, 500 ccm der
Baujahre 1951 bis 1986, über 500 ccm der Baujahre 1951 bis 1986. Dazu
kam ein Bewerb der Schnapsglasklasse vulgo 50 ccm-Eurocup. Gefahren
wurden auch der BMW Boxer-Cup sowie die Int. Sidecar-Trophy, mit jeweils
drei Rennen. Und zum Drüberstreuen gabs Supersport-, Superbike- und
Ducati Masters-Läufe. Am Rande standen historische Renn-Motorräder MV
Agusta-Dreizylinder etwa - sowie historische und aktuelle
KTM-Racing-Eisen auf dem Ausstellungsstand in einer Doppel-Box. |
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Ein repräsentativer, gehegter & gepflegter Querschnitt durch die
Geschichte der Renn-Motorräder. |
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Im dicht besetzten Fahrerlager standen auch jede Menge Gustostücke, die
jedoch keineswegs als Ausstellungsgegenstände herumstanden, sondern nach
Kräften über die Strecke gejagt wurden. Darunter etliche 50 ccm-Kreidler,
jede Menge Puchs, eine erstaunliche Dichte von Bimotas, eine Benelli Sei
mit sechs offenen Megafonen, eine Reihe von Ducatis Pantah & Co. -,
Nortons, Triumphs, Egli- und andere Hondas sowie Zweitakter aller
japanischen Marken kurz: ein repräsentativer, gehegter & gepflegter
Querschnitt durch die Geschichte der Renn-Motorräder. Deren Piloten
zeigten, siehe oben, was sie unter Gleichmässigkeitswertung verstehen:
gleichmässig schnell und schnell gleichmässig. Nur bei der grossen
Klassiker-Parade am Sonntag gings einigermassen gemächlich zu. Alles
andere als gemächlich wars im Boxer Cup- sowie in den Supersport-,
Superbike- und Ducati Masters-Rennen: Fights nach allen Regeln der hohen
Motorradrenn-Schule. Die spektakulärsten Auftritte jedoch lieferten, wie
immer, die Sidecar-Cracks. Besonders bemerkenswert war dabei ein
Schweizer Damen-Duo, Sophia Kirchhofer (Fahrerin) und Anna Burkard
(Beifahrerin). Die beiden Mädels zeigten mit ihrer LCR Suzuki 1000 so
manchen Herren den Auspuff, sie fuhren auf Platz neun, fünf und sieben.
Sie ernteten hohe Aufmerksamkeit und hoch begeisterten Applaus. |
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Klassische Prominenz im Fahrerlager, in den Boxen und am Start:
Ducati, Bimota, Norton,
Triumph, Puch, Kreidler... |
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...MV, Norton,.. ein repräsentativer Querschnitt durch die
Motorrad-Geschichte. |
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Zufrieden mit der Veranstaltung zeigte sich Chef & Organisator Wolfgang
Stropek, mit seinem Sohn Mario gemeinsam Obmann der IG FC, der
Interessensgemeinschaft Formel Classic. Was er wollte, das konnte er
bieten: Motorsport zum Angreifen! Und dazu gabs bei 450 Startern aus
vierzehn Nationen selbst ein Kenianer war dabei ausgiebig
Gelegenheit.
Nicht restlos zufrieden ist er mit dem Szenen-Wechsel von Salzburg in
die Steiermark: Da gibts noch einiges nachzujustieren. Was nicht in
Frage steht, ist das Rupert Hollaus-Gedächtnisrennen Nummer neun, im
kommenden Jahr. Termin und Ort werden nach Analyse der
2011er-Veranstaltung bekanntgegeben. Noch mehr Zuschauer stehen
jedenfalls auf der Wunschliste. Wie auch immer: Rupert Hollaus hätte es
sicher gefallen. Er wäre heuer 80 Jahre alt geworden. Wie viele seiner
Renn-Kollegen immer noch jung genug zum Gas geben. |
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Das Badewetter rückte den Red Bull-Ring in gleissendes Licht, wer nicht
Baden gegangen war, badete im eigenen Schweiss, wobei die
Abkühl-Strategien verschiedene waren. |
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Die hochklassigste und spektakulärste Action lieferten, wie immer, die
Sidecar-Racer. |
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Interessante Links:
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Text: Trixie Keckeis Bilder: Günter
Hromek, IGFC, Trixie Keckeis, Ursi Mohr, Helmut Ohner |