Kawasaki Z900 SE 2023 - fünf sportliche Mid-Nakeds im Test!
Kann die Z900 SE mit der harten Konkurrenz mithalten?
Da die Kawasaki Z900 SE abgesehen vom feineren Fahrwerk und der besseren Bremse baugleich mit ihrer Schwester Z900 ist, stellt sich die Frage, ob eine anders abgestimmte Gabel, schwedisches Fahrwerks-Gold im Heck und eine Brembo M4.32-Anlage ausreichen, um der Konkurrenz das Fürchten zu lehren!
Der Grundaufbau der Kawasaki Z900 SE ist mit jenem der normalen Z900 ident - mit all seinen Vor- und Nachteilen. Denn dadurch ist auch die SE ein vergleichsweise altes Konzept eines sportlichen Naked Bikes, das eher auf (gute) alte Werte setzt, statt auf modernere Zutaten, wie die vier anderen Konkurrentinnen in diesem Vergleich. Dass die Kawasaki also als einzige auf einen Reihen-Vierzylinder mit 125 PS setzt, darf mittlerweile als Alleinstellungsmerkmal gelten - und ist nicht zwingend ein Nachteil. Denn auch wenn die KTM 890 Duke R mit ihrem kräftigen Reihen-Zweier mit 121 PS agiler ans Werk geht und der herrliche CP3-Motor der Yamaha MT-09 SP mit seinen 119 PS in allen Lebenslagen noch ärger anschiebt, so begeistert das Triebwerk der Z900 SE mit dem sonoren und souveränen Auftritt, den nun mal nur ein Reihen-Vierer bieten kann. Mit knapp 99 Newtonmeter Drehmoment hat sie gemeinsam mit der KTM immerhin das höchste Drehmoment in diesem Vergleich.
Die weiteren sportlichen Naked Bikes im Test:
Die Kawasaki Z900 SE ist eine absolute Preisbrecherin!
Dass der Reihen-Dreizylinder der Triumph Street Triple RS mit dem Bestwert von 130 PS in diesem Vergleich oben raus noch vehementer ausdreht, verdeutlicht aber, dass die Kawa bestimmt nicht die sportlichste ist - und auch gar nicht sein will. Stattdessen ist sie die absolute Preisbrecherin im Quintett, von der teuersten Ducati Monster SP trennen sie in Österreich gewaltige 5000(!) Euro, in Deutschland immer noch beachtliche 3000 Euro. Deren Motor ist im Übrigen mit 111 PS sogar der schwächste, kehrt mit seinem V2-Layout dafür die typischen Ducati-Werte heraus, für die Ducatisti eben gerne tiefer in die Tasche greifen.
Die Ausstattung der Z900 SE ist überschaubar
Die Kawa hingegen bietet nicht einmal optional einen Quickshifter und hat als einzige keine IMU mit an Bord, wodurch ABS und Traktionskontrolle nicht schräglagenabhängig werken. Auch in Sachen Frontgabel wird bei der Kawa als einzige keine bessere Version verbaut, sondern jene von der normalen Z900 überarbeitet und das S46-Federbein im Heck trägt zwar den klingenden Namen Öhlins, ist aber nicht voll verstellbar. Da wundert es wiederum nicht, dass wegen der jeweils voll verstellbaren Öhlins-Federelemente der Ducati vorne und hinten mehr zu bezahlen ist.
Ist die Kawasaki Z900 SE ein schlechtes Motorrad?
Von schlecht ausgestattet oder überhaupt einem schlechten Motorrad ist die Z900 SE aber weit entfernt, abgesehen vom fehlenden Quickshifter und dem altersbedingten Verzicht auf die IMU ist sie ein durchaus gut ausgestattetes Naked Bike. Vier Fahrmodi, einer sogar frei konfigurierbar, stehen zur Verfügung, zwei Power-Modi und eine dreifach verstellbare Traktionskontrolle sind mit an Bord und das Farb-TFT-Display bietet sogar Connectivity. Die Bremsanlage ist nicht die beste oder schärfste in diesem Vergleich, aber die Brembo M4.32-Anlage ist erwartungsgemäss standfest und ausreichend bissig abgestimmt - wie man es von einem umgänglichen, sportlichen Naked Bike erwarten darf. Und auch das Handling geht grundsätzlich in Ordnung. Dafür, dass die Z900 SE mit vollgetankt 214,5 Kilo auf unserer 1000PS-Waage mit Abstand das schwerste Motorrad in diesem Vergleich ist, lässt sie sich doch ausreichend agil um diverse Radien bewegen.

"Insgesamt ist die Kawasaki Z900 SE also ein richtig gutes Motorrad - und für mich persönlich vor allem das bessere Motorrad als die normale Z900. Denn die etwas mehr als 1000 Euro Aufpreis gegenüber der Schwester werden durch das tatsächlich bessere Fahrwerk und die bissigere Bremse absolut gerechtfertigt. Dass sie im Vergleich mit den vier Kontrahentinnen in keinem Bereich die Beste ist, sollte also nicht weiter stören, immerhin ist sie die Günstigste und das gesparte Geld kann stattdessen in Individualisierungs-Maßnahmen investiert oder einfach gespart werden. Letztlich sollte man die Fangemeinde des guten alten Reihen-Vierzylinders nicht unterschätzen - die Z900 SE ist eine der günstigsten Möglichkeiten, solch einen Motor mit knapp einem Liter Hubraum in einem neuen Motorrad zu besitzen!"
Unser Quartier für den Vergleich - das MoHo Zur alten Post in Schwanberg
Für uns 1000PS-ler zählen klarerweise coole Motorrad-Strecken mehr als alles andere, danach kommt aber schon eine gepflegte Unterkunft! Als perfekten Ausgangspunkt für unsere Touren durch wunderschöne Landschaften auf kurvenreichen Strassen wählten wir diesmal das MoHo (Motorradhotel) Mauthner zur Alten Post in Schwanberg. Denn als MoHo bietet die Alte Post nicht nur richtig schöne Zimmer und leckere Verpflegung, sondern auch überdachte Parkplätze für das geliebte Bike sowie eine hoteleigene Werkstatt für Reparaturen. Wer es sich besonders gut gehen lassen möchte, kann sich nach einem erfolgreichen Tag im Sattel im hauseigenen Wellnessbereich entspannen. Der Hotelchef Rupert August Mauthner höchstpersönlich und sein freundliches Team stehen sowohl bei Fragen zum Quartier als auch bei der Routenplanung tatkräftig zur Seite. Eine echte Empfehlung der teils stark verwöhnten 1000PS-Crew!
Philipps Meinung zur Kawasaki Z900 SE:
Konzeptionell vielleicht nicht das taufrischeste Modell im Vergleich, weiss die Kawasaki Z900 SE aber mit ihrem seidigen, druckvollen Motor zu überzeugen. Durch die Zard-Komplettanlage röchelt und faucht dieser böse, dabei ist sein Benehmen vorbildhaft: perfekt dosierbar, mit einer breiten, druckvollen Mitte schwingt man drehmomentorientiert durch die Radien. Das bessere Fahrwerk und die sportliche Bremse tun der Z900 in der SE-Variante sehr gut und passen zum potenten Motor. In Summe ein sehr stimmiges Paket, weder rasierklingenscharf noch müde oder altbacken die Z900 SE präsentiert sich optisch und fahrdynamisch sehr ausgewogen. Ein Bike, bei dem man als Käufer nicht viel falsch machen kann.
Der Continental ContiSportAttack 4 als Einheitsreifen im Test
Maximaler Grip, Performance und Zielgenauigkeit sagt Continental selbst über den ContiSportAttack 4 - und liegt damit keineswegs falsch. Immerhin bot der CSA4 bei unseren ambitionierten Testfahrten auf den fünf sportlichen Nakeds mit seiner Blackchili-Gummimischung tatsächlich ordentlich Grip und Traktion sowie enorme Zielgenauigkeit beim Einlenken. Besonders fein war und ist die kurze Aufwärmzeit. Der ContiSportAttack 4 braucht für einen Reifen, der auch für Rennstreckeneinsätze bei gelegentlichen Trackdays (am besten natürlich die 1000PS-Bridgestone Trackdays) genutzt werden kann, erstaunlich wenig Einfahrzeit. Bei unserem Test sehr wichtig war auch die Nass-Performance, die ebenfalls über jeden Zweifel erhaben ist und wir wundern uns nicht, dass der CSA4 mit seiner RainGrip-Technologie so gut bei unterschiedlichen Tests abschneidet.
Mex´ Meinung zur Kawasaki Z900 SE:
Ein japanisches Nakedbike der alten Schule. Die Kombination aus sportlicher Sitzposition, einem ausgewogenen Chassis und dem souveränen 4-Zylinder - der Landstrassengerecht auch schon aus der Mitte heraus - mit reichlich Druck begeistert, funktioniert weiterhin ausgezeichnet. Die Z900 SE muss auch als Premium-Modell nach wie vor ohne Quickshifter und schräglagenabhängigen Assistenzsystemen auskommen, trotzdem ist sie ein Garant für Fahrspass. Das hochwertige Fahrwerk und knackige Bremse heben ihre sportlichen Qualitäten spürbar an.
Der HJC RPHA 71 als perfekter Helm beim Test der sportlichen Nakeds
Wer HJC kennt und schätzt, weiss es schon, alle anderen wissen es jetzt: Die Koreaner bauen richtig komfortable Helme zu angemessenen Preisen und einer riesigen Auswahl an Helmschalen, Grössen und Designs, dass wirklich jeder den passenden Kopfschmuck findet. Bei unserem grossen Test der sportlichen Naked Bikes entschieden wir uns für den HJC RPHA 71 und wurden nicht enttäuscht. Der Helm sollte nämlich weder ein ausgesprochen und ausschliesslich komfortabler Helm sein, aber auch kein einschlägiger Racing-Helm. Da rangiert der RPHA 71 perfekt dazwischen und bietet mit integrierter, dreifach verstellbarer Sonnenblende sowie grossen Belüftungsein- und auslässen den Komfort, den man auf einem Naked Bike nicht missen möchte. Wie gewohnt ist in dieser Preisklasse bei HJC bereits ein passendes Pinlock-Visier dabei, das wir bei unseren Regenfahrten in diesem Vergleich auch gleich ausgezeichnet testen durften. Zusammen mit der effizienten Kinnbelüftung hat man somit stets freie Sicht. Üblich bei HJC ist auch das herausnehm- und waschbare Innenfutter. Durch die neue, strengere ECE22.06-Norm wurden grundsätzlich fast alle Helme am Markt etwas schwerer, der RPHA 71 rangiert aber immer noch im guten Mittelfeld, obwohl er bereits die Vorbereitungen für die Kommunikationssysteme HJC 21B oder 50B inkludiert hat.
Die Kawasaki Z900 SE bekommt 14 Punkte im 1000PS-Test: Platz 5
Fünf Motorräder, ergo fünf Tester. Jeder der fünf Redakteure durfte im Test vier Punkte zur Bewertung vergeben - 20 Punkte waren somit möglich. Mit 14 Punkten rangiert die Kawasaki Z900 SE auf dem fünften Platz - das aber vorrangig deshalb, weil ihr Konzept nun mal das älteste ist und ihr dadurch einige Features fehlen, die alle anderen Konkurrentinnen haben. Zwei davon, das Kurven-ABS und die schräglagenabhängige Traktionskontrolle sind bei trockener Fahrbahn in der Regel nicht spürbar, der fehlende, nicht einmal gegen Aufpreis erhältliche Quickshifter hingegen schon. Auch das höchste Gewicht im Quintett (über 20 Kilo mehr als die Nächste im Vergleich) steht der Performance natürlich ein wenig im Weg. Punkten kann die Kawa hingegen mit ihrer Ausgewogenheit, dem herrlichen Vierzylindermotor (auf den richtig viele immer noch abfahren!) und klarerweise dem niedrigsten Preis in diesem Test!
Die Preise der fünf sportlichen Mittelklasse-Naked Bikes:
Hier findest Du aktuelle Angebote am 1000PS Neu- und Gebrauchtmarkt: Die Nakeds des Vergleichs neu und gebraucht kaufen.
Fazit: Kawasaki Z900 SE 2023
Die Z900 SE ist nicht nur eine gelungene Ergänzung zur normalen Z900, sondern eigentlich die bessere und sinnvollere Version. Denn die verfeinerte Gabel, das zwar nicht voll verstellbare, aber definitiv feiner ansprechende Öhlins-Federbein und die bissigere Brembo M4.32-Bremsanlage machen die SE erfrischend sportlicher und sind den Aufpreis durchaus wert. Dass ein Quickshifter nicht einmal gegen Aufpreis verfügbar ist, wird echte Sportler aber schmerzen. Wer mit dem verhältnismässig hohen Gewicht von über 214 Kilo leben kann, bekommt dafür ein ohnehin ausreichend handliches Naked Bike. Schliesslich sollte man die Fangemeinde des guten alten Reihen-Vierzylinders nicht unterschätzen - die Z900 SE ist eine der günstigsten Möglichkeiten, solch einen Motor mit knapp einem Liter Hubraum in einem sportlichen Naked Bike zu besitzen!- Kräftiger, angenehm sonor klingender Vierzylinder-Motor
- hochwertige Fahrwerkskomponenten, hinten Öhlins
- starke Brembo M4-32-Bremse
- gute Ergonomie
- einfaches Handling
- kein Quickshifter, nicht einmal optional
- durch fehlende IMU keine schräglagenabhängige Traktionskontrolle und kein Kurven-ABS
Bericht vom 14.06.2023 | 43.825 Aufrufe