Michelin Reifentest
Michelin Reifen-Workshop Calafat 2008 |
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Neue Mischungen, neue Reifen, neue Dimensionen |
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Ein Reifen kann ein Motorrad noch besser machen. Umgekehrt funktioniert das nicht so gut. |
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Sportreifentests seien das Beste, liess mich Nils
jedes Mal nach seiner Heimkehr wissen. Alle wesentlichen 1000er und
600er Supersportler vor Ort, technische Betreuung wie ein Profi und
Reifen, von denen die Hersteller wirklich überzeugt sind. Tatsächlich
dort hin liess er mich allerdings nie. Nur wenn es wirklich nicht anders
ginge und ihn die Pflicht an andere Aufgaben band, hätte ich eine
Chance, auch in den Genuss des Besten zu kommen. Zum Glück ist das
Schicksal manchmal - wenn auch äusserst selten - doch gerecht. Chancen soll man Nutzen,
wenn sie sich einem bieten. Michelin Sportreifen Test. Wie gut ist nun "das Beste"? Zunächst
waren tatsächlich alle japanischen Supersportler der Mittel- und
Schwergewichtsklasse anwesend. Zudem noch einige nette Naked-Bikes wie
Suzuki GSR, Yamaha FZ-6 oder Ducati Monster S2R 1000 und die Big-Enduros
BMW R1200GS, Honda Varadero und Suzuki V-Strom 1000. Die Strecke in
Calafat war natürlich exklusiv für uns gemietet worden, was bedeutete,
dass nichts und niemand die Idylle stören konnte. Zudem waren viel mehr
Motorräder verfügbar als Journalisten vor Ort. Betreut wurden wir von
einigen Michelin-Mechanikern, die sich um den Reifenwechsel (während der
Mittagspause), das Anbringen der Reifenwärmer und Sonderwünsche
kümmerten. Wieviel Fahrzeit uns blieb? Nun ja, morgens teilte man uns
mit, dass um 18 Uhr Schluss sei. Fehlte nur noch ein Kran, der uns von
Motorrad zu Motorrad hob. So mussten wir leider nach jedem Turn selbst
absteigen um sofort auf ein anderes Modell zu wechseln. War ein bisschen
mühsam. |
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Apropos Handling... |
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Apropos goldene Mitte... |
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Neu vorgestellt wurden der Slick in der Dimension 19/69-17, die neuen Mischungen des Power Race mit der Bezeichnung "D" und "E" sowie der völlig neue Big-Enduro Reifen "Anakee 2". |
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Michelin Workshop Calafat Video |
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Neue Dimension: Michelin Slick |
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Eine neue Dimension und drei neue Mischungen beim Hinterreifen. Das
grössere Volumen des Reifens sorgt für mehr Eigendämpfung, die breitere Auflagefläche
für mehr Grip und gleichzeitig für längere Standzeiten, verbindet also
zwei wichtige Eigenschaften in idealer Weise. Die neue Dimension trägt die Bezeichnung 19/69-17, wobei die
"19" abgekürzt für die Reifenbreite "190" steht und "69" für den
absoluten Reifendurchmesser in Zentimeter.
Mit den drei neuen Mischungen hat der Fahrer die Möglichkeit, die Reifenwahl auf die verschiedensten Strecken- und Temperaturverhältnisse abzustimmen. Für Calafat waren die mittel-harten Reifen die richtige Wahl, da es sich um eine sehr abrasive Strecke handelt und viele Runden an Stück gefahren wurden. |
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Für Normalsterbliche macht es zwar keinen Unterschied, ob man einen Power Race oder einen Slick aufzieht. Das spielt sich mehr im Kopf ab. Der Slick ist einfach die letzte Konsequenz, das Ultimative. Nichts schenkt mehr (Selbst-)Vertrauen, als ein Reifen ohne Schnittmusterverzierung. Ausserdem läuft er um eine Nuance stabiler, lenkt um einen Tick präziser ein und hält dich noch im Sattel, wenn du es mit der Schräglage und dem Gasgeben eigentlich schon übertrieben hast. Für die einen geht's da um Sekunden, für die anderen schlicht um den Spass. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Neue Varianten: Michelin Power Race D und E |
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Die zwei neuen Varianten des Michelin PowerRace mit den Kürzeln D
und E sind für zwei verschiedene Einsatzzwecke entwickelt worden, die
sich beide perfekt ergänzen. E steht für die härtere Mischung, die vor
allem für Trainings Verwendung finden soll und besonders lange hält.
Deutsche Rennteams waren nach ersten Einsätzen von der Haltbarkeit dieser Mischung begeistert. Da waren plötzlich Schuhe zu gross, weil derart hohe Schräglagen möglich sind, oder Tanks zu klein, weil der Reifen einfach nicht aufgeben will. Manche sprachen gar von gesicherten Budgets "Der Reifen geht noch, mit dem fahren wir locker noch einen Turn." In Calafat waren die Verhältnisse ähnlich, wie an einem Trainingswochenende. |
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Die Bikes wechselten ständig durch. Du kamst von einem 15 bis 20 Runden
Turn zurück in die Box und fuhrst mit einem anderen Motorrad sofort
wieder raus auf die Strecke, wodurch den Reifen kaum Pausen gegönnt
waren. Erst nach langer Dauerbelastung fingen sie an zu schwächeln, was
sich aber äusserst vorsichtig ankündigte und sehr gut zu kontrollieren
war. Die Mischung mit der Bezeichnung D ist dagegen für Sprintrennen bestimmt, bietet höheren Grip aber wesentlich kürzere Haltbarkeit. Sie sind in den Dimensionen 180/55 ZR 17 und 190/55 ZR 17 erhältlich. Beide Reifen werden durch den Power Race C an der Vorderachse ergänzt. Die bekannten Mischungen SOFT, MEDIUMSOFT und MEDIUM sind weiterhin verfügbar. |
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Neuer Reifen: Michelin Anakee 2 |
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Dass man mit einem mehrere Tausend Kilometer überdauernden Sportreifen
heute auch gerne mal einige Runden auf der Rennstrecke drehen kann und
sich dabei verdammt nah an der Schräglagenperformance des MotoGP bewegt,
ist zwar immer noch ein Wahnsinn, doch für ebenso verwöhnte wie
informierte Streetracer am letzten Stand der Technik keine Überraschung
mehr. Muss ja so sein, mit etwas anderem würden wir uns erst gar nicht
zufrieden geben.
Was dagegen die neuen Reifen für Big-Enduros im Schatten der leistungsorientierten Welt im Stillen geduldig leisten, ist der wahre Wahnsinn. Sie haben nämlich neben Grip und Laufleistung die schwere Last einer weiteren Komponente auf ihren schwarzen Schultern zu tragen: Die Haftung bei Nässe. |
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Um auch diese zu optimieren, weist der Anakee 2 nach aussen sich
öffnende Profilrillen auf, um ein möglichst schnelles und direktes
Abfliessen des Wassers zu ermöglichen. Wirkt das Profil noch
Vertrauen erweckend, wenn man an Schmutz und Nässe denkt, so tut es das
gar nicht beim Gedanken an eine Rennstrecke. Das ändert sich wenn man
weiss, dass sogar solche Reifen mit dem Wissen und der Technik aus dem
MotoGP entwickelt werden. Die neue Gummimischung des Anakee 2 ist 100%
Silica-verstärkt, was die Haftung auf nasser Fahrbahn optimiert. Bisher
gab es bei Reifen mit besonders guter Haftung nur ein Problem. Sie
hielten nicht lange. Ein Problem, das man mit dem neuen Anakee wieder
ein Stück weit entschärfen konnte. Bei einer unabhängigen
Studie des französischen Versuchszentrums C.E.R.M. wurde dem neuen Anakee
2 29% mehr Laufleistung gegenüber der Konkurrenz attestiert, das
bedeutet in der Praxis fast ein Drittel mehr Kilometer mit einem
Reifensatz. Wenn du auf eine GS steigst, die sich im Vergleich zu einem Supersportler verhält wie ein Fischkutter bei Windstärke 10 zu einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug, um damit beherzt auf einer Rennstrecke Gas zu geben und trotzdem die Ruhe bewahrst, dann weisst du: Das ist nicht dein Verdienst. Da ist was unter dir, das dem tanzenden Elefanten den Schrecken vor der Breitseite nimmt. Verantwortlich dafür ist vor allem die unterschiedliche Konfiguration der Gummimischungen von Vorder- und Hinterreifen. Während der Hinterreifen vornehmlich für die Kraftübertragung zuständig ist, muss der Vorderreifen die Bremskräfte optimal übertragen und für Spurtreue sorgen. Die verringerte Profiltiefe an den Reifenschultern fördert zudem einen gleichmässigeren Abrieb. Man kann sich nicht vorstellen, wie schnell man vergessen hat, dass man eigentlich auf Stoppler unterwegs ist und dem Anakee 2 dasselbe Vertrauen schenkt, wie einem Performance-orientierten Strassenreifen. Wenn dieses Vertrauen auch noch möglichst lange anhält, wurden alle Wünsche erfüllt.
Verfügbarkeit: |
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Nicht sein Aufgabengebiet, meisterte die Aufgabe trotzdem mit Bravour. Michelin Anakee 2 |
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Interessante Links: |
Text: kot |
Bericht vom 30.04.2008 | 7.308 Aufrufe