Bilder: Aprilia RS 660 für 2021 – der erste Test!
Mit der brandneuen RS 660 schliesst Aprilia endlich die riesige Lücke zwischen den beiden Bonsai-Sportlern RS 50/125 und den gewaltigen RSV4 1100-Superbikes. In ein vorgegebenes Korsett lässt sich die handliche Italo-Rakete dennoch nicht zwängen 1000PS klärt auf, wer sie fahren sollte!
Rein vom Datenblatt her hält sich die Leistung der neuen Aprilia RS 660 mit exakt 100PS bei 10.500 Umdrehungen In Grenzen...
...und auch das Drehmoment mit 67 Newtonmeter bei 8500 Touren bleibt überschaubar.
Doch im wahren Leben genießt man ganz schön viel Punch von weit unten, laut Aprilia stehen bereits bei 4000 Touren 80 Prozent des maximalen Drehmoments bereit.
In Kombination mit dem richtig guten Ride-by-Wire-System kann man dann richtig schaltfaul in höheren Gängen cruisen, man kann die RS 660 aber auch ordentlich auswinden.
Bei der 660er basiert der 659 Kubik große Motor tatsächlich auf der vorderen Zylinderbank des V4-Triebwerks, die Zylinderköpfe beispielsweise sind aber völlig neu entwickelt.
Die Bauweise als Reihen-Zweizylinder mit Hubzapfenversatz (bei der RS 660 270 Grad) hat sich ja auch bei anderen Herstellern schon bewährt und als erstaunlich stark entpuppt.
Angenehmer Nebeneffekt ist ein richtig guter V2-Sound inklusive schönem Nachgebrabbel beim Gaszudrehen.
. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch eine Version mit 95 PS geben wird, die dann auf A2-konforme 48 PS gedrosselt werden kann.
Der Motor macht also schon richtig Laune auf sportliches Fahren, das wahre Killerargument für die Aprilia RS 660 ist in dieser Hinsicht aber das Handling.
Schließlich spielen auch die Federelemente gekonnt bei der ausgezeichneten Darbietung mit: Da wird nichts unpräzise oder schwammig, da passt alles richtig gut.
Abgesehen davon, dass der vergleichsweise kleine Motor klarerweise weniger störende bewegte Massen besitzt, baut er auch noch sehr schmal, was wiederum den feschen Alurahmen äußerst schlank ausfallen lässt.
Die Fußrasten etwa sind enger beisammen als jene der RSV4 1100 und erlauben so eine richtig schöne Schräglagenfreiheit.
In diesem Fall möchte ich auch das Gewicht in die Chassis-Kategorie einfließen lassen: Mit 183 Kilo fahrfertig(!) darf sich die RS 660 tatsächlich Fliegengewicht nennen!
Zugegeben, die Elektronik hat eigentlich nichts mit dem Handling an sich zu tun, allerdings erlaubt die Aprilia RS 660 so umfangreiche Einstellmöglichkeiten, dass man sie tatsächlich als supersportlich bezeichnen kann so manches aktuelle Superbike anderer Hersteller hat nicht so viel Elektronik an Bord!
Von fünf Leistungsmodi (zwei davon frei konfigurierbar) über Traktionskontrolle, Schaltassistent samt Blipper und Wheelie-Control bis hin zu Engine Brake-Control und Kurven-ABS ist alles da, was man für volles Vertrauen beim beherzten Umlegen brauchen kann.
Und keine Sorge, falls jemand das ABS am Hinterrad nicht brauchen kann, so darf er es im Time Attack-Modus auch wegschalten
Die Bremse an sich ist durchaus gelungen, zwei 320er-Scheiben mit radialen Brembo-Vierkolbenzangen sprechen für sich.
Der Lenker, nicht so niedrig wie auf echten Supersportlern, sorgt auch bei längeren Etappen für eine weitestgehend entspannte Haltung.
Die RS 660 auch erstaunlich bequem und entspannt gefahren werden, was vor allem auf das Konto der gelungenen Sitzposition geht.
Die Frontscheibe im coolen Bubble-Design leitet den Luftstrom erstaunlich gut vom Fahrer weg und die bereits erwähnte Schräglagenfreiheit geht keineswegs auf das Konto von zu hoch platzierten Fußrasten.
Geschwindigkeit und Ganganzeige sind prominent und groß, der Drehzahlmesser ist aber nicht optimal ablesbar.
Meine Beschwerde über den unüblich weit vom Griff entfernten Kupplungshebel relativiert sich, wenn man bedenkt, dass man ihn dank herrlichem Schaltassistenten samt Blipper tatsächlich nur zum Anfahren braucht.
Schönheit liegt wie immer im Auge des Betrachters, aber im Falle der RS 660 sind sich eigentlich alle einig, dass die Optik richtig gelungen ist.
Ich persönlich wünschte mir, dass vor allem die Front mit den hochgezogenen Tagfahrlichtern auch bei den großen RSV4- und Tuono-Modellen Einzug hält.
Die Farben der RS 660 decken ebenfalls geschickt viele Wünsche ab: Eine schwarze Version mit roten Akzenten muss es wohl immer geben...
...daneben eine coole Retro-Version mit Anleihen bei RS-Modellen aus den 1990er-Jahren ...
...und für mich sehr überraschend eine Version in Acid Gold, deren rote Felgen einen herrlichen Kontrast liefern.
Aber auch wenn letztere Farbgebung nicht jedermanns Geschmack trifft: Beim Fahren, wenn man die Farbe ohnehin nicht sieht, gibt es sowieso nur ein breites Grinsen!
Galerie von: 1000PS Internet GmbH
hochgeladen am 16.10.2020