MYART Spielberg

Die Mother-in-Law beim YART Day in Spielberg. 700 Euro Gesamtkosten für eine Zeit jenseits.
 

Yart Racing Day in Spielberg

Nirgendwo ist die Kluft zwischen niveaulosem, unqualifiziertem Breitensportaktivitäten auf der Rennstrecke und abartigem, ausserirdischem Racing im Grenzbereich so gross wie beim Yart Racing Day in Spielberg.
 
Im Breitensport-Racing gilt nach wie vor der Grundsatz: Zeit heilt offenbar alle Wunden, ausser den Mangel an ordentlichen Rundenzeiten. Nicht anders ist es zu erklären, dass ich mir alljährlich die sowohl finanziell als auch physisch desaströse Tortur auf der Dragsterstrecke von Spielberg antue.
 

Wenn, dann muss es beim YAR Racing Day von Mandy Kainz und seinen Mannen sein, denn es ist die einzige Möglichkeit im Benzindunstkreis extremer Racer so zu tun, als wäre man zeitenmässig oder zumindest als Zaungast ADABEI.

Vorbereitung:

Bereits die Vorbereitungsmassnahmen waren ein nervenaufreibender Psychokitzler, zumal meine GSX-R 1000 K2 zum Ausrichten auf der MS-Schlachtbank beim Yamaha Gruber stand. Die Diagnose vom schnellen Hörbi war extrem.

Vertrauenserweckend:

"Dein Eisen dürfte die letzten 10 Jahre zum Links- und Rechts-Stürzen verwendet worden sein, beim Reifenwechsel ist uns aufgrund der Spannung fast die gesamte Gabel ins Gesicht gesprungen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt dass ein gewisser Schleindlhuber sen., seines Zeichens Mr. Landshaag, die Gixxn einige Jahre schonend eingefahren hat." Unter diesen Voraussetzungen machte mir sogar die Umrüstung des bremsenden Notars auf eine R1 Sorgen. Die R1 kaufte der bremsende Notar nach monatelanger Recherche über die jungfräuliche Historie und das Ausmass der Drehzahlaufbohrungen von einer Dame, die - wie sich beim Umbau auf ein Ringeisen herausstellte - das Eisen offenbar lachend in den Strassengraben geworfen haben dürfte.
 

Anreise:
Der bremsende Notar bestand darauf, dass ich aufgrund meines überdurchschnittlichen Lebendgewichtes mit meinem eigenen KFZ anreise müsse, da sonst der ungebremste KTM Hänger mit der 10 Zoll Bereifung nicht über den Semmering zu transportieren sei. Damit ersparte ich mir zumindest eine Reisezeit von 3 Stunden von Eisenstadt bei 65 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit ohne Klimaanlage und hatte bereits die Hälfte eines steirischen Mastochsen im Schönberghof verspeist, als der bremsende Notar noch mit dem Ausladen und Putzen seiner wieder black-gebrushten R1 beschäftigt war.


0,2 bar im Hinterreifen. Loch im Schuh.


1.Turn:
In der Früh gesellte sich das magersüchtige Shitani- Model Kot dazu, der es dank zweier Navis das erste Mal geschafft hatte, rechtzeitig und ohne sich zu verfahren auf der Rennstrecke anzutanzen. Beim 1.Turn beobachtete ich beim Rauffahren auf den Schönbergknick wie der bremsende Notar den Tank seiner R1 streichelte und die Nenndrehzahl auf 7000 plombierte. Der Knick oben ist für mich nach wie vor nicht zu verstehen und durchzuführen. Im 1. Gang führt es zu Angst einflössenden, unkontrollierbaren Wheelies am Kurvenausgang, im 2er zu wenig Brutalität beim Ansgasgehen, um die drehzahlorgelnde 600er Gixxn von Kot abzuschütteln. Die Racing Leute von Yart fuhren dabei abwechselnd mit 2-Takt Oldtimern oder der Langstrecken R1 über mich drüber, als würde ich nicht existieren. Die butterweiche alte Brembo Zange vermittelte beim Anbremsen vor allem in der Bergabpassage den Eindruck, in einem Topfenteig zu rühren. Beim Fight mit einer R1 bemerkte ich auf einmal, dass sich mein Hinterrad um gefühlte 2 Meter versetzte. In der Pause stellte sich heraus, dass ich 0, 2 im neuen Slick hatte und ich mir auf der Strecke offenbar aufgrund der laschen Fortbewegung einen Speil eingeführt haben dürfte.

Die Wahrscheinlichkeit sich auf der Rennstrecke einen Zubehörteil eines anderen Bikes einzutreten dürfte bei etwa 1:1000000 liegen und riss ein weiteres Loch in mein ohnehin schon ramponiertes Börserl.

Als weiterer Glücksgriff stellte sich der DB-Eater bei meiner neuen Ixil-Anlage heraus. Abgesehen davon, dass die meisten Teilnehmer mit kalbenden, unfassbar lauten Öffnungen fuhren, war ich mit Sicherheit der Einzige, dem aufgrund der Hitzeentwicklung der komplette Zwischenteil abbrannte. Heisst im Klartext, dass ich beim nächsten Mal ohne Endtopferl fahre, zumal es in Spielberg trotz strenger DB-Vorankündigungen offenbar niemanden interessiert. Am Nachmittag waren dann im Schlepptau von Kot etwas raschere Rundenzeiten möglich, der jedes Abweichen meinerseits von der Ideallinie demonstrierte. Nach dem Recherchieren seiner eigenen Rundenzeiten verschwand er jedoch in der Pause mit Verbandsmaterial weinend im WC-Container.


Weinend im WC-Container.


Der bremsende Notar tastete sich mittlerweile zumindest auf der Geraden an seinen unendlich breiten Grenzbereich heran, um sich danach in der Pause über den sinnlosen, unökologischen Spritverbrauch seiner R1 zu beschweren. Angesichts der Dauerbeschwerden würde ich persönlich für ein mit Ökostrom betriebenes E-Bike mit einer Lachgaseinspritzung für mehr Humor in den Pausen, oder für einen Umstieg auf ein anderes Hobby wie beispielsweise Schwammerlsuchen oder Tierbeobachtung in den Kalkalpen plädieren.

Rundenzeiten um 1:50 offenbarten am Ende des Tages, dass meine subjektiv gefühlte sehr hohe Risikobereitschaft höchstens für ein Oldtimer-Gleichmässigkeitsrennen auf den Hochkar reicht.

Beim abschliessenden Hopfenbesäufnis an der Red Bull Lane kam angesichts der auf der Start Ziel Geraden bis am abend bestialisch vorbeireissenden YART Racer wieder das kurze, aber vollkommen unangebrachte utopische Gefühl auf, irgendwie dazuzugehören. Ein Feeling, das hoffentlich bis zum Beginn des 1.Turns im nächsten Jahr anhalten wird, dann hat sich die Investition schon gelohnt.


Interessante Links:

Text/Fotos: Treiber Harald

Bericht vom 05.07.2012 | 3.820 Aufrufe

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