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Klein Yamaha FZ-1RR
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Ursprüngliche R1-Freudenpower
unterwarf Yamaha in der FZ1 dem harten Gebot der rigiden
Strassenverkehrsordnung. Dominik Klein aus Dillingen gibt der nackten
Version die rennaktiven Muskeln zurück. Und gleich noch mehr Saft in
Reinkultur. |
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In Saft und Kraft steht sie da, dunkle Mächte, Monster-gewaltige Kräfte
verheisst allein der Anblick der Klein-FZ1RR in der Boxengasse vom
Hockenheimring. Klein der Name des Erbauers, gross dagegen dessen
Fähigkeiten auf dem Gebiet der Kräfteverleihung von diversen
Yamaha-Modellen. Die internationale Szene feiert den Chef von Motorrad
Klein aus dem saarländischen Dillingen als Dominator in Sachen
Yamaha-Tuning bereits seit Jahren ab. Die Briten widmen Dominik Klein
sogar bei jedem neuen Modell aus dessen findigen Händen ganze Text- und
Bildblöcke in der mächtigen MCN (Motorcycle News, GB). |
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Motor Komplettzerlegung. |
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Was Wunder, dass diese FZ 1 nicht mehr als langweiliger Landsträssler
sondern nunmehr als Kanonenkugel angedacht die Rennstrecke dominiert.
Dem mittleren Drehzahlbereich der gezähmten R1-Version als FZ1 galt es
zunächst an den Kragen zu gehen. Denn für die moderat erzogene
Ausführung bietet der Motor erst ab über 9000 U/min Feuer unterm Hintern
des Reiters, auf öffentlichen Strassen damit eher unerreichbare
Dimensionen. Da galt es, mehr Monstermacht von Drehzahlbeginn an dem
Triebwerk einzupressen. Also griff der Saarländer tief in die Eingeweide
des Reaktors, nahm diesen operativ komplett auseinander und begann an
den Urkräften zu arbeiten. Alles wurde überarbeitet: Pleuel, Kolben,
Ventilsitze, Kanäle. Stärkere Ein- und Auslassventile aus der R1
verpasste er dem Treibsatz, schliff die Nockenwellen gleich einem
Rohdiamanten um, erhöhte die Verdichtung auf pralle 13,3:1 per KIT-Kopf-
und Fussdichtungen.
Ein
vergrössertes Lungenvolumen erreicht Dominik an seiner Monster FZ1-RR mit
der voluminöseren Airbox samt DNA-Luftfilter, unterstützt durch einen
Powercommander III, den Ansaugtrichtern aus der R1 und einem
Dynojet-Zündmodul mit entsprechend erhöhtem Drehzahlbegrenzer, um der
neu gewonnenen Spitzenleistung gerecht zu werden. Dem erhöhten
Thermik-Aufkommen Rechnung tragend verpasste Dominik dem Aggregat einen
grösseren Kühler, für bessere Abgasentsorgung und einer zusätzlich
grandiosen Optik sorgt nun eine OVER-Titan-Anlage mit
Akrapovic-Endtopf mehr als für nur ein Raunen in der Menge. |
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Dunkler Insektenblick im Heck ohne
Beifahreroption. Der goldene Zylinder muss bis zu 183 PS
verarbeiten. |
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Bildergalerie
Yamaha FZ-1RR |
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Klar, dass auch das Chassis und sämtliche fahr-aktiven Komponenten der
höheren Kraftentfaltung entsprechend verstärkt und angepasst werden
mussten. Der Mann aus Dillingen verfügt naturgemäss über eine ganze
Palette von ambitionierten Parts für die Racer-Zunft. Also verbaute er
an dieser bestens im Saft stehenden Yamse an der Vorderhand die Gabel
der RN12, verlässt sich nun ob einer wichtig strafferen Dämpfung auf
verstärkte Federn und optimierte Dämpferkolben mit einem grösseren,
individuell abstimmbaren Einstellbereich. An der Hinterhand wird auch
nichts dem Zufall sondern einem ebenfalls straffer abgestimmten
Öhlins-Federbein überlassen. Über der fein CNC-gefrästen, unten dreifach
geklemmten und grün eloxierten Gabelbrücke von BKG ziehen jede Menge
LEDs die Blicke auf sich. Auf der linken Seite warnt der Schaltblitz,
über dem Drehzahlmesser informiert die Anzeige für die programmierbare
Traktionskontrolle von GripOne. Verstellbare BKG-Lenkerstummel lassen
sich individuell auf den jeweiligen Fahrer abstimmen.
Entgegen dem Landstrassengebot geht es bei diesem monströsen Kraftpaket
natürlich auch um höhere Schräglagenfreiheit für den Race-Track. Dominik
erreicht dies durch Anheben des Hecks um satte vier Zentimeter, während
sich die Front um 1,5 Zentimeter mehr dem Himmel entgegen streckt.
Wertig auch die Fussrastenanlage, die sofort saftig grün dem Betrachter
in die Optik schiesst: deren Schaltschema lässt sich mittels Umlenkung
umdrehen und wurde eigens für den Yamaha-Freak angefertigt. |
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Filigranes Grünzeugs unter den Füssen,
Schaltschema verstellbar. Die vier Blauen unten pfeifen durch einen
Akrapovic Endtopf. |
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Magnesium Schmiederäder,
Sinterbeläge. |
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Wer sich um ein erhöhtes Leistungspotential kümmert, muss sich auch für
ergiebigere Verzögerungswerte einsetzen. So geschehen im saarländischen
Werkstattkomplex, indem der clevere Tuner die Brems-Mimik aus Bremspumpe
und Sättel einer YZF-R1 von 2004 zusammengestellt, an
PVM-Magnesium-Schmiederädern einsetzt und sie mit Scheiben von
France-Equipment versah, die er mit Sinterbelägen von SBS aufmöbelte.
Fulminant und wahrhaft enthusiastisch erfolgen dann auch die
Fahreindrücke, die diese FZ1-RR von Dominik Klein zu vermitteln weiss:
eine gelungene Ergonomie kann direkt beim Aufsteigen und schon im Stand
von sich überzeugen. Die Sitzposition beschreibt der Fahrer mit
sportlich aber nicht unbequem, dank der Kombination aus hohen, weit
hinten angebrachten Rasten und den Stummellenkern in der eingestellten
Variante. Die auf Saft und Kraft getrimmte Klein-FZ1-RR entfaltet
bereits nach wenigen Metern seine weitab vom braven Serienmotorrad
aufgestellten Gene - was Wunder allein bei dem niedrigen Gesamtgewicht
der Maschine von 185 Kilogramm. |
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183 PS auf 185 Kilogramm. |
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Bereits ab 6000 U/min schiebt die Power das Naked Bike mit Nachdruck nach vorn, gönnt sich bei 9000 U/min eine
kleine Pause und brennt kurz darauf los wie ein reinrassiges Superbike.
Der Prüfstand zeigt mit 183 PS am saftigen Krad auf. Die auf 13 500
U/min angehobene Maximaldrehzahl und der gut abgestimmte
Teller-Schaltautomat unterstreichen den supersportlichen Anspruch des
FZ1-Antriebes, weiss der Testpilot nach seinem Ritt auf dieser
Kanonenkugel zu berichten. Ebenso weiss die Klein-FZ1-RR mit einem
absolut leichträdrigen und kurvengierigen Handling von sich zu
überzeugen: Sie zieht seinen Piloten förmlich in die Kurve hinein,
folgt jedem noch so engen Linienwunsch und bleibt auch beim
Beschleunigen am Kurvenausgang sauber auf Kurs. Begeistert bescheinigt
der Racer auch der Brems-Arithmetik hohe Präzision und wenig
Handkraft-Aufgebot, samt ausdauernder Stabilität auch nach vielen
harten Runden. Die straffe Gabel- und Hinterrad-Abstimmung harmonieren
dabei mit der TSS-Anti-Hopping-Kupplung auf dem Hockenheimring an dieser
FZ1-Racing-Variante vom Tuner Dominik Klein, dessen Konzept damit völlig
und imposant aufgeht. Ein saft- und kraftvoller Happen für die
Rennstrecke. Guten Appetit! |
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Interessante Links:
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Text: Sabine Welte
Bilder: Sabine Welte
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