Dunlop Sportsmart Test |
Hypersport Reifen von Dunlop für
sportliche Motorräder. Akzeptable Laufleistung und guter Nassgrip! |

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Der Schein trügt Frostige
Temperaturen beim Test in Südfrankreich |
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Diesmal mussten wir leiden für Dunlop
und für unsere Leser. Die versammelte Journalistenmannschafft aus ganz
Europa war ins südfranzösische Mireval gereist um den neuen Dunlop
Sportsmart auszuprobieren. Auszuprobieren ist der richtige Ausdruck,
denn normalerweise bestehen Reifenpräsentationen aus einer kurzen
Selbstbeweihräucherung des Herstellers, der Übergabe eines
Pressegeschenkes, ein paar flotten Runden auf einer sonnigen Rennstrecke
und einem mächtigen Fressgelage am Ende des Tages. Heraus kam immer,
wenig überraschend, ein wohlgesonnener Testbericht.
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Weniger ist mehr: Niedriger Luftdruck möglich dank NTEC |
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Aber Dunlop wollte es sich selbst und uns nicht so leicht machen. Die
harten 2 Tage begannen mit einer 1,5 Stunden langen Powerpoint-Folter.
Jeder der anwesenden Teilnehmer hat nun das Zeug zum Reifeningenieur, es
fehlte gerade noch eine namentliche Vorstellung jedes einzelnen Atoms im
Reifen. Besonders wichtig war scheinbar im neuen Reifen die aus dem
Kassenschlager D211GP Rennreifen bekannte NTEC Technik. Mit dieser
Technologie legitimiert Dunlop nun seit Jahren bekannte
Fahrerlagertricks. Der stabilere Reifenaufbau ermöglicht deutliches
Absenken vom Reifendruck bei Ausflügen auf die Rennstrecke. Trotz des
niedrigeren Luftdrucks bleibt die Karkasse stabil und bei der
Aufstandsfläche kommt es zu keinen Belastungsspitzen. Je nach
Motorradtype kann man in der Boxengasse den Reifendruck hinten auf bis
zu 1,6 Bar absenken. Belohnt wird man dann mit deutlich mehr Grip. Das
alles ohne Husch-Pfusch-Tipps vom Boxengassennachbarn sondern mit dem
Segen der Reifeningenieure.
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Im Sportbereich sind die Dunlop Slicks
und auch die D211GP Profilreifen derzeit die Stars im Fahrerlager. Mit
dem Sportsmart kommt die NTEC-Technik nun auch in einem Strassenreifen. |
Die ersten praktischen Übungen durften wir dann auf der
Dunlop-Teststrecke bei Mireval absolvieren. Zur Verfügung stand ein
Rudel GSX-R 1000 und eine kurze, aber abwechslungsreiche Strecke. Anders
als wir verwöhnten Weicheier es gewohnt waren, hatte es jedoch nicht 25
Grad sondern nur 5 Grad und die Schneehaufen am Streckenrand zeugten von
einer kalten Woche. Eines konnte der Sportsmart sofort eindrucksvoll
beweisen grandiosen Kaltgrip! Ich erinnerte mich wieder an Folie 87
das war jene Seite mit den 5 Siegen in 5 Klassen bei der Isle of Man.
Es war dort auch von High Dispersion Silica HDS und Traktions-Granulat
die Rede. Aus diversen Winterreifen-Prospekten weiss ich, dass ein hoher
Silica-Anteil den Reifen zwar teurer macht, aber auch für mehr Grip bei
Nässe und Kälte sorgt. Dunlop hat diese Technik in den Rennsport geholt,
dort auf Präzision getrimmt und nun zurück auf die Strasse gebracht.
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Die Dunlop NTEC Technik im Rennsport.
Promotionvideo von Dunlop mit netten Szenen. |
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Konkurrenzvergleich! |
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Der irre Guide vor uns gab schon in der 2. Runde Vollgas, während am
Motorrad vermutlich noch nicht mal die Zylinderinnenwände warm waren,
geschweige denn die Reifen. Doch es lief erstaunlich gut und nach einem
20-minütigen Turn freuten wir uns auf das warme Hospitality-Zelt und ein
paar leckere Häppchen. Doch es kam anders um die leckeren Häppchen
kümmerte sich vorerst mal das Dunlop-Personal und wir durften ohne Pause
den nächsten Turn in Angriff genommen. Die Dunlop-Crew strotzt vor
Selbstvertrauen und hat auch zwei Reifen anderer Hersteller mit im
Testprogramm. Abwechselnd fuhren wir also mit den Dunlop Pneus und den
aktuellen Michelin Pilot Power Pure und dem Bridgestone BT-016 im Kreis.
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Der Sportsmart punktet mit Grip
und messerscharfer Präzision |
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Die Strategie ging weitgehend auf. Es wurde klar, dass der Dunlop
tatsächlich grossartig bei diesen niedrigen Temperaturen funktionierte.
Es zeigte sich auch, dass der Michelin durch das geringere Gewicht beim
Handling eine Spur vorne war, aber einigen Piloten doch etwas zu nervös
und kipplig ans Werk ging. Der Dunlop überzeugt, vermutlich nicht
zuletzt wegen des eher harten Reifenaufbaus, durch messerscharfe
Präzision und Linearität. Im Prinzip hätte man die mit den Sportsmarts
bereiften 1000er GSX-Rs auch von Robotern fahren lassen können. Egal in
welcher Schräglage man sich befand, Impulse und Befehle am Lenker wurden
immer im gleichen Ausmass umgesetzt. Das schafft natürlich Vertrauen und
bietet auch argwöhnischen Journalisten wenig Angriffsfläche für Kritik.
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Technisch bedingt wird der Dunlop Sportsmart seine tollen Eigenschaften
vermutlich aber nur auf Motorrädern mit akzeptablen Fahrwerken
ausspielen können. Er übernimmt weniger Dämpfungsarbeit als zum Beispiel
weiche Pirellis und kann Mängel am Fahrwerk nicht so gut kompensieren.
Im Idealfall hat der Dunlop dann aber eben das meiste Potential.
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Nasstest am Eislaufplatz |
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Der Tag neigte sich dem Ende zu und zumindest auf den Part mit dem
grandiosen Fressgelage war Verlass. Die glibbrigen Seeschnecken waren
quasi als Mutprobe die Aufwärmübung für den Wet-Test auf dem
bewässerten Rundkurs am zweiten Tag. Dieser begann frühmorgens und einer
kleinen Zeitplanänderung. Weil die nasse Strecke noch ein Eislaufplatz
war, sollten wir unser Glück in der Zwischenzeit auf den Landstrassen
der Umgebung versuchen. Eine Garage voller Yamaha R1sen diente als
Spielgerät und einmal mehr musste der Sportsmart seine sportlichen Gene
auch bei widerlichsten Bedingungen beweisen. Es waren nicht viele Grade
über Null, als der Guide am Kurvenausgang vom Kreisverkehr das erste Mal
Feuer gab und wir folgten ihm artig. Die lange Tour wollte kein Ende
nehmen und der Reifen wollte einfach keine Schwächen offenbaren, zu
gerne hätte ich mich mit harter Kritik für die frostige Zeit im
sportlichen Leder revanchiert. Doch in den richtig kurvigen Passagen
vergass ich mal kurz gerade zu erfrieren und erfreute mich wieder am
durchschaubaren Handling vom Sportsmart.
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Wir bremsten unbekümmert in den Radius und
zirkelten millimetergenau auf der schmalen Ideallinie. Unnötig zu
erwähnen, dass die Strecke mit allerlei Gemeinheiten versaut war (Nässe,
Split, Unebenheiten,..). Der einzige Kritikpunkt beim makellosen Reifen
ist auch hier wieder logisch erklärt. Die harte Karkasse kann viel,
bietet aber etwas weniger Komfort als vergleichbare Reifen. Doch ich
denke mal das passt zum doch recht sportlichen Image von Dunlop.
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Laufleistung: 4.900 km hinten auf GSX-R 1000 |
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In Sachen Laufleistung mussten wir bisher immer dem Prospektprosa der
Hersteller Glauben schenken. Selbst beim umfangreichen Programm hier ist
es uns natürlich niemals möglich den Reifen bis zum Ende des Profils zu
fahren. Um den verheissungsvollen Angaben mehr Glaubwürdigkeit zu
schenken, beauftragte Dunlop diesmal das unabhängige DEKRA-Institut mit
der Durchführung eines Laufleistungstests. Gefahren wurde in einem
peniblen Testzyklus mit 09er GSX-R 1000 der Sportsmart im Vergleich zu
anderen Reifen dieser Klasse. Oberstes Ziel war natürlich den bisherigen
Klassenprimus Pilot Power 2CT von Michelin zu schlagen. Der Hinterreifen
hielt bei Dunlop 4.900 Kilometer durch, und damit um 800 km länger als
der von Michelin. Beim Vorderreifen verlor man jedoch bei 6200 km knapp
1200 km. Beim Gesamtreifenverbrauch auf 10.000 km liegt man, zum Glück
für den Auftraggeber Dunlop, knapp aber doch vor dem zweitplatzierten
Michelin. Klarerweise bietet auch der neue Sportsmart verschiedene
Gummimischungen an den Flanken und in der Mitte des Reifens. Bei Dunlop
spricht man von Multitread Technik. Dabei verwendet man eine Mischung
an den Flanken für Seitenführungs Grip und einer Mischung in der Mitte
für Traktionsgrip |
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Sportreifen auf nasser Strecke? |
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Zum Glück hatte die Sonne mittlerweile für immerhin 10 Grad am
Thermometer gesorgt und einem Test auf dem nassen Parcours stand nun
nichts mehr im Wege. Gerome schmeiss den Sprinkler an, dürfte der
Befehl lauten um den netten Handlingparcous in eine von Bächen
überflutete Strecke zu verwandeln. So viel Wasser sah ich bisher nur
beim Blick aus dem Wohnzimmerfenster auf der Strasse, doch niemals im
Sattel eines Motorrades. Mit dem Guide als Indikator an der Front war es
echt möglich, richtig Tempo zu machen. Auch hier schickte uns Dunlop
wieder zu Vergleichszwecken abwechselnd auf unterschiedlichen Pneus auf
die Strecke. Logischerweise wird so eine Aktion nur dann angeboten, wenn
sich der Hersteller richtig siegessicher ist.
Gegenüber dem BT-016, der
ohnehin nicht als grosser Wetgrip-Kaiser bekannt ist, war der
Vorteil spürbar. Gegenüber dem Michelin Pilot Power Pure musste jedoch
das 2D-Datarecording zu Rate gezogen werden. Die Unterschiede zwischen
diesen beiden Reifen waren jedoch sehr marginal. Der Michelin hatte
Vorteile am Kurveneingang, der Dunlop hatte Stärken in langen Kurven und
am Kurvenausgang. Insgesamt, das stand zweifellos fest, bot der
sportliche Dunlop auch bei richtig nasser Fahrbahn überdurchschnittlich
Grip und Traktion.
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Fazit: Dunlop lehnte sich mit den Vergleichsmöglichkeiten weit aus
dem Fenster doch zu Recht. Der neue Reifen wird sportliche Fahrer
rundum zufriedenstellen, bietet gleichzeitig aber erstaunlich hohe
Reserven im Nassen und eine für diese Klasse akzeptable Laufleistung.
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Der SportSmart ist in folgenden
Grössen erhältlich:
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120/60ZR 17
120/70ZR 17
160/60ZR 17
180/55ZR 17
190/50ZR17
190/55ZR 17
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Dunlop hat in den letzten 3 Jahren
kräftig ausgemistet und bietet nun eine Palette ohne Lücken und Krücken. |
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Interessante Links:
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Text/Fotos:
Nastynils |